Hexen, Sex, Geld, Gewalt
Nigerianische Sexarbeiterinnen sind häufig Opfer von Menschenhandel. Ein komplexes System aus Asylgesetzen und Aberglauben macht sie besonders ausbeutbar

Foto: Ton koene / Action Press / picturedesk.com
“Oba“ heißt König in der Sprache der Edo in Nigeria. Der aktuelle Edo-König heißt Oba Ewuare II. Er tritt nicht häufig öffentlich auf. Aber am 9. März vergangenen Jahres war es so wichtig, dass er es tat. Der Oba zog ein bodenlanges Kleid aus leuchtend rotem Tüllstoff an, versammelte sämtliche Würdenträger und Journalisten seines Landes und ließ das Ososomaye, den heiligen königlichen Schrein, aus seinem Palast heraus an die Sonne tragen.
Seit 400 Jahren, seit der Regentschaft seines Urururururgroßvaters Oba Ewuare I., war das nicht mehr passiert. Zahlreiche Opfertiere hatte man zur Feier des Tages schon geschlachtet und vor dem Thron aufgeschlichtet: Affen, Hühner, Kaninchen. Rundherum standen beleibte Männer in weißen Kleidern, einige geschmückt mit Ketten aus roten Korallen. TV-Kameras hielten die Szene fest, ebenso mehrere Zuschauer, die ihre Handys in die Höhe reckten.
Dann sprach der Oba seinen Fluch: Alle Menschenhändler, die Frauen aus seinem Reich nach Europa schleppen und dort ausbeuten, sollen von den Göttern bestraft werden. Alle Priester des Juju-Kults, die diese Menschenhändler unterstützen, ebenfalls. Sämtliche Schwüre, die Frauen vor Juju-Schreinen leisten und sich damit zu Gehorsam gegenüber den Menschenhändlern verpflichten, erklärte der Oba mit sofortiger Wirkung für ungültig.
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