Die 5 besten Wien, vergoldet in Wien

Auf Schilder-Streifzug: Tom Koch
zuletzt aktualisiert am 10.04.2018
Barnabitengasse 8, 1060 Wien
Über dem Eingang der ehemaligen Klavierfabrik Stelzhammer prangt unübersehbar Wiens wohl größter Schreibfehler: Die Familie Stelzhammer, die ab 1900 dort Klaviere produzierte, schreibt sich nämlich mit zwei „m“. Offenbar hat das der Schildermaler übersehen und den Namen dann auch konsequenterweise auf den beiden Schildern in der Einfahrt falsch geschrieben. Eine weitere charmante Besonderheit dieser Vergoldung: Sie reflektiert den Schriftzug „Rudof Stelzhamer“ bei günstigem Lichteinfall als Spiegelung aufs Kopfsteinpflaster der Barnabitengasse.

Daniel Gerersdorfer

Sigmundsgasse 15, 1070 Wien
Mo–Sa 18–4 www.ginsberg.at Diese Adresse ist dauerhaft geschlossen
Die detailreichen Beschriftungen des Ecklokals am Fuß des Spittelbergs zeugen vom Warenangebot um die Jahrhundertwende. „Schmackhaftes Molken-, echtes Kornbrot und die Spezialität Erdäpfelbrot“ werden da nebst „Mehl und Gries aus den renommiertesten Dampfmühlen“ beworben. Handwerklich ist das Portal eine der außergewöhnlichsten Schildermalerarbeiten der Stadt. Perlmutteinlege-arbeiten, Glanz- und Mattgold, raffinierte Typografie: Die alte Bäckerei zieht alle Register.
Josefstädter Straße 73, 1080 Wien
Vom Portal des „Kinder Photographs“ Carl Zapletal ist nicht nur der vergoldete Schriftzug über dem Hauseingang Nr. 73 zu sehen, auch hoch oben an der Fassade findet sich das Wort „Photographie“. Zapletal zog 1923 an die Adresse, um sich vermehrt der Porträtfotografie zuzuwenden. Bekanntheit hatte er schon zuvor durch seine Presse- und Motorsport-Aufnahmen erlangt. Bereits 1911 fotografierte er als erster österreichischer Berufsfotograf von einem Flugzeug aus. Seine Bilder wurden bei der internationalen Flugausstellung (ifa) in der Rotunde gezeigt.
Piaristengasse 2, 1080 Wien
Die meisten 13A-Passagiere kennen das Geschäft mit seinem tollen 1950er-Portal und dem goldenen Sign wohl nur vom Vorbeifahren. Dabei würde es sich durchaus lohnen, reinzusehen. Es handelt sich hier nämlich um Wiens einzigen „Kabinen-Salon“. Inhaberin Christine Endres entstammt einer uralten Friseurdynastie und hat dementsprechend viele Anekdoten zu erzählen. Man sollte sich Zeit nehmen!
Bräunerstraße 4, 1010 Wien www.scheer.at
Bereits in siebenter Generation stellt die Familie Scheer feinste Maßschuhe her. Das Portal mit dem Goldwappen ist seit 1878 – man wurde gerade kaiser- und königlicher Hofschuhmacher – unverändert. Nur zwei Gassen weiter, in der Spiegelgasse 3, befindet sich übrigens ein komplett vergoldetes Portal. Das vornehme Bankhaus Pinschof & Co hatte sich gleich die gesamte Hausfront vergolden lassen. Auch ein Statement.

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