Der Schrecken des Eises
Elektroautos sind mittlerweile hoch entwickelt. Trotzdem gibt es bei vielen immer noch Skepsis im Hinblick auf E-Mobilität, vor allem die Wintertauglichkeit…
Foto: Bentley
Das Auto in seiner Frühzeit war wirklich kein Schmuckstück. Wir mögen das heute anders sehen, weil wir die unschuldige Schönheit der Maschine bewundern, die Ästhetik der unverhüllten, unbeschönten Mechanik. Aber im Grunde war die reine Funktion angesagt, die Besitzer waren in der Regel schon glücklich, wenn es das tuckernde, schnaufende Vehikel den Berg hinauf schaffte.
Autohersteller, die es von der Pionier- in die Produktionsphase geschafft hatten, lieferten zunächst nur nackte Technik, also alles, was es zum Fahren brauchte: im wesentlichen Motor plus Fahrgestell. Den Rest ließ man sich bei Spezialisten zimmern, so wie es die Käufer wollten und brauchten. Erwarb man zum Beispiel einen Bentley, ging man damit zum ehemaligen Kutschenbauer Mulliner, der eine schöne Karosserie auf den Rahmen setzte: Ingenieurskunst traf Kunsthandwerk. Das musste man sich aber leisten können.
Die ersten im industriellen Maßstab gefertigten Autos waren dagegen die Schmucklosigkeit pur. Die Idee, dass ein Auto mehr als nur dem Fahren dient, war mit den Beiträgen der alten Kutschenbauer aber auf der Welt – und sie hat sich gehalten.
Gegen die automobilen Extravaganzen der 1920er und 1930er Jahre verblasst jedes Batmobil. Was die Carrozzerias, die italienischen Blech-Maestri, in den Fünfzigern und Sechzigern geschaffen haben, sind die Alten Meister des Maschinenzeitalters.
So ist es auch heute noch mit Luxusautos: Die tollste Technik lässt einen kalt, wenn die äußere Form keine Anmut hat. Wie ein Edelstein, der nichts wert sein kann, wenn sein Glanz den Betrachter nicht fesselt und fasziniert.
Die Hersteller lassen es mit schönen Formen freilich nicht bewenden. Früher waren es Kühlerfiguren, die stolz das Emblem des Hauses vorangetragen haben (oft kombiniert mit einer Anzeige, an der der Fahrer die Temperatur der Kühlflüssigkeit ablesen konnte). Heutige Bestimmungen zum Fußgängerschutz haben den meisten der prächtigen Kühlerfiguren aber den Garaus gemacht.
Dafür fühlt man sich immer öfter wie beim Juwelier, wenn man vor einer modernen Prachtkarosse steht. Unverändert leitet sich die Form aus der Funktion ab: So werden zum Beispiel Scheinwerfer, die an sich ja nur hell und weit strahlen sollen, zu regelrechten Geschmeiden veredelt. Technische Bauteile wie Linsen, Leuchtkörper und Reflektoren sind wie Edelsteine in einer Glasvitrine inszeniert. Das kann man zunehmend wörtlich nehmen. Mercedes hat in einer Zusammenarbeit mit Swarovski die Leuchten seiner Top-of-the-range-Modelle mit Kristallen verziert. Das verfehlt seine Wirkung nicht – hoffentlich nicht auch auf Schmuckdiebe, die neuerdings schon auf der Straße fündig werden.
Auch die Uhr ist zur automobilen Kunstform geworden. Aus der Firma Jaeger, die in den 1920ern die Cockpit-Instrumente (Öltemperatur, Drehzahl, Tempo …) für alle namhaften Nobelhersteller fertigte, ging die heutige Luxusuhrenmarke Jaeger-LeCoultre hervor. Um zum Beispiel die gemeinsame Geschichte mit Aston Martin zu feiern, hat die Firma ein sagenhaft teures Kaliber fürs Handgelenk entwickelt, das auch die Autotür aufsperren kann.
Der edle Chronograph darf heute in keinem Luxusschlitten fehlen. Besondere Tradition auf dem Gebiet hat Bentley. Die Marke schießt in der Hinsicht auch den Vogel ab. Wer den Gegenwert eines Sportwagens drauflegt, bekommt zu seinem Bentley Bentayga einen im Cockpit eingepassten Breitling-Tourbillon – die anerkannt komplizierteste und aufwendigste Art, eine Uhr zu bauen. Einwände, dass diese auch nicht mehr kann als die Zeit ansagen, laufen ins Leere. Es bräuchte ja schließlich auch keinen Zwölfzylinder, um die Fuhre anzutreiben.
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