Im Schnee zwischen Berg und See
Wo die Weite der Kärntner Nockberge auf die Tiefe des Millstätter Sees trifft, findet man im Winter ein Wunderland voller Möglichkeiten
Foto: Troy House/Montpelier Plantation & Beach
Was mag sich Kolumbus gedacht haben, als er den wolkenverhangenen Berg der knapp 93 Quadratkilometer großen Insel sah und sie „Nieves“, Schnee, nannte? Überliefert ist dies ebenso wenig wie eine Landung des Entdeckers auf dem Landstück, der Name blieb dennoch. Ein Vorbote des europäischen Einflusses, der „Oualie“, das Land des schönen Wassers, wie es die Kariben einst nannten, in den folgenden Jahrhunderten prägen sollte. Spanier, Franzosen und Engländer kämpften um die Insel. Als Sieger gingen die Briten hervor, die hier, wie auch auf den anderen West Indies, Zuckerrohr anbauten, das zu einer bedeutenden Quelle für ihren Wohlstand in Europa wurde. Die Topografie ließ allerdings nur einen begrenzten Anbau zu und so blieb Nevis bis heute das kleine, naturbelassene Eiland mit seiner reichen Geschichte. Erwähnenswert sind die Überbleibsel der ehemaligen Plantagen dennoch, denn während einige Ruinen verfielen, die heute als Heritage Sites geschützt sind, wurden andere zu schicken und sehr noblen Unterkünften umgebaut. Die Kolonialherren hinterließen – abgesehen von den von ihnen eingeschleppten Grünmeerkatzen – auch noch die sehr pittoreske Hauptstadt Charlestown mit ihren traditionellen Gingerbread-Häusern. Naturfreunde kommen hier voll auf ihre Rechnung, denn das dicht bewaldete Inselinnere mit dem Nevis-Peak bietet herrliche Wandermöglichkeiten. Auch zum Radfahren ist die Insel gut geeignet, steile Abschnitte inklusive. Traumhafte Strände sowie eine reiche Unterwasserwelt machen die Insel zu einem wahren Paradies.
Nevis bildet mit der fast doppelt so großen Nachbarinsel St. Kitts das achtkleinste unabhängige Land der Welt. Doch die Beziehung zum großen Bruder, auf dem sich der Regierungssitz befindet, ist nicht ungetrübt. Die Separationsbestrebungen scheiterten zuletzt 1998. Es gibt sie allerdings immer noch. „Schließlich sind wir ein vollständiges Land“, erklärt der Taxifahrer, der mich zu meiner Unterkunft, der Montpelier Plantation, bringt. „Wir haben eine Hauptstadt, einen eigenen Flugplatz, ein eigenes Fremdenverkehrsamt und eigene Briefmarken.“ Er wünsche sich jedenfalls die Unabhängigkeit vom Nachbarn. Der Taxilenker, der mich am nächsten Tag in die Stadt fährt, bezweifelt allerdings, dass es je zu einer vollständigen Teilung kommen wird. „Jeder, der Kinder hat, die eine höhere Schule besuchen wollen, weiß das, denn die gibt es hier nicht“, fügt er hinzu. Im Moment sei das Verhältnis zu St. Kitts ganz gut. Von den Unstimmigkeiten zwischen den beiden Geschwistern bekommen Urlauber nichts mit. „Nevis ist entspannt und entspannend“, meint die Eigentümerin der Montpelier Plantation, Muffin Hoffman. Sie hat 2002 mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Tim das Anwesen gekauft.
In der Karibik in einer Unterkunft am Fuße eines Berges im Landesinneren übernachten. Das klingt zunächst ungewöhnlich, doch der Taxifahrer gerät ins Schwärmen, als er die Adresse hört: „Wow, da war auch schon Prinzessin Diana mit ihren damals noch zwei kleinen Prinzen zu Gast, Meryl Streep mit ihrer Familie auch.“ Es sei herrlich ruhig da oben, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der schönsten botanischen Gärten der Karibik. Was er nicht erwähnte, war, dass dieser Platz ein Ort der Liebe ist. Denn die schöne und junge Witwe Lady Fanny Nisbet ehelichte 1787 im Haupthaus Admiral Horatio Nelson. Vom Berg weht immer eine kühle Brise über das atemberaubende Anwesen. In der Ferne kann man das Tiefblau der Karibischen See ausmachen. „Wer zu uns kommt, sucht Ruhe und Entspannung, daher haben unsere Bungalows auch keinen Fernseher“, erklärt Hoffman. Sie will nichts über Promi-Gäste erzählen. Schließlich kommen die hierher, um ihre Ruhe zu haben. Wenn am Abend die Sonne am Horizont versinkt und die Nacht einbricht, hört man nur noch das Zirpen der Grillen. Spätestens dann herrscht tiefer Friede über dem kleinen Land. Ich verstehe nun, warum man hier den Urlaub verbringen will.
NEVIS TIPPS
Wie man hinkommt
Mit Air France/KLM via Paris CDG/Amsterdam nach St. Maarten (Flugzeit 8:40 Stunden). Von dort weiter mit WinAir (Flugzeit 30 min). www.airfrance.com, www.fly-winair.sx
Wo man wohnen kann
Hotelanbieter www.hotels.com bietet eine gute Übersicht über die verfügbaren Unterkünfte.
Montpelier Plantation. Erstklassiges Hotel (Mitglied von „Relais & Chateau“) mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen. Insgesamt 18 Zimmer und 3 Suiten. www.montpeliernevis.com
Four Seasons Nevis. Größtes Hotel der Insel mit 179 Zimmern und 17 Suiten, einem eigenen Strand und Golfplatz. www.fourseasons.com/nevis/
Wann man reisen kann
Beste Reisezeit sind die Wintermonate November bis Anfang April.
Was man erleben kann
Tauchen. In den Gewässern um Nevis kann man hervorragend tauchen. Die Tauchschule befindet sich am Oualie Beach. www.divestkittsnevis.com
Golf. Einen 18-Loch-Golfplatz gibt es im Nevis Four Seasons. Dieser steht – mit Ausnahme von Dezember und Jänner – auch Nicht-Hotel-Gästen zur Verfügung.
Was auf den Teller kommt
Traditionelles karibisches Essen besteht zumeist aus einer Vielzahl von Knollengemüse, vor allem Taro, Süßkartoffel, Kürbis, Reis mit Linsen und einem kleinen Stück Hühnerfleisch oder Fisch. Das Restaurant 750 in der Montpelier Plantation führt den Gedanken gesunder und wertvoller Küche auf höchstem Niveau weiter.
Was es im Umland zu sehen gibt
Lohnenswert ist ein Ausflug ins benachbarte St. Kitts. Die Fähre fährt mehrmals am Tag von Charlestown nach Basseterre – der Hauptstadt des Landes. Die Fahrzeit beträgt 45 Minuten. Unbedingt besuchen sollte man die zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobene Festung Brimstone Hill sowie die einzige Eisenbahn der Kleinen Antillen – die Zuckerrohr-Schmalspurbahn St. Kitts Scenic Railway. Interessant ist auch der Circus von Basseterre, der dem Londoner Piccadilly Circus nachempfunden ist. www.stkittstourism.kn, www.stkittsscenicrailway.com
Entertainment-Charakter bietet der Umsteigeflughafen, der Prinzessin Juliana Airport in St. Maarten (SXM). Am Maho-Beach – knapp vor der Landebahn – ist man landenden und startenden Jets so nahe wie nirgendwo sonst auf der Welt.
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