Sommernachtsträume

Lyons antikes Theater erwacht beim Festival „Nuits de Fourvière“ zu neuem Leben

MAX PALLA
REISE, COMPLETE LUXUS 1/17

Foto: Leone/Gr. Lyon

Schon Asterix und Obelix waren hier: im alten Forum der früher römischen Siedlung Lugdunum. Dort oben am Hügel Fourvière dröhnen im Juni und Juli wieder die Lautsprecher. Zentrum des Lyoner Festivals ist eine spezielle Location, das 4.500 Personen fassende antike Theater. Was ist das Besondere am seit 1946 alljährlich veranstalteten Freiluftspektakel? Einerseits ist es die einzigartige Open-Air-Stimmung der antiken Spielstätte (sternenklare Sommernächte!), andererseits die multidisziplinäre Ausrichtung des Programms mit Musik, Theater, Tanz und auch Zirkus. Unter den über 50 Produktionen ist für jeden etwas dabei und eine recht moderate Preisgestaltung bei den Tickets bringt alljährlich über 130.000 Besucher zu den Aufführungen. Große Namen wechseln sich dabei mit Newcomern und lokalen Szenegrößen ab. Gleich zu Beginn gibt es afrikanischen Groove aus Mali mit Lamomali (Toumani Diabaté mit Vater Sidiki und der fantastischen Sängerin Fatoumata Diawara).

Bereits Tradition und beim Publikum besonders beliebt sind die musikalischen Themenabende, die gleichzeitig Aufführung und rauschendes Sommerfest sind, heuer mit den Kapiteln „Reggae & Calypso“, „Tango“, „Blues“ und „Soul“.

Daneben finden sich klingende Namen wie die kanadische Indie-Rockband Arcade Fire, Italo-Rauchstimme Paolo Conte, Nouvelle Chansonnier Benjamin Biolay, Balkanmusik-Zauberer Goran Bregović, Jazz-Akkordeonist Richard Galliano, Schmusestimme Norah Jones oder die zwölfköpfige Easy-listening-Band Pink Martini aus Oregon, USA.

Acht Beiträge stehen am Zirkus-Spielplan, der bei einem Fest Anfang Juli mit Ateliers, Vorführungen, Akrobatik und Clowns eröffnet wird und abends mit der wunderbaren Musik von Nino Rota ausklingt.

Unter den heuer 14 Theaterproduktionen sticht eine heraus: das Gastspiel einer Galionsfigur des französischen Kinos, der wunderbaren Isabelle Huppert. Sie ist mit der Collage „Juliette und Justin – Laster und Tugend“ nach de Sade zu sehen.

Mitte Juni widmet sich Mario Tronco mit seinem Orchester Piazza Vittorio einer Neuinterpretation von Mozarts „Don Giovanni“. Dabei legt er die Figur des großen Verführers androgyn (Petra Magoni) an und zeigt die Oper in einem Dekor der 20er Jahre, einer Art Fantasy-Cotton-Club.

Den Abschluss bildet am 29. 7. eine „Irische Nacht“ mit Dudelsack, Akkordeon, Geige und Tanz, bei der es das Publikum sicher nicht auf den Bänken halten wird.

Festival Les Nuits de Fourvière
6, Rue de l’Antiquaille
Lyon
1. Juni – 29. Juli 2017
www.nuitsdefourviere.com


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