Im Schnee zwischen Berg und See
Wo die Weite der Kärntner Nockberge auf die Tiefe des Millstätter Sees trifft, findet man im Winter ein Wunderland voller Möglichkeiten
Foto: Juan Manuel Castro Prieto / Agence Vu / picturedesk.com
Bis zum Horizont leuchten die Hügel in allen Nuancen aus Grün im Hochland von Vietnam. Was hier wächst, verwandelt sich über Jahre von zarten Pflänzchen zu kräftigen Bohnen. Vietnam erstreckt sich lang und schmal von Norden nach Süden über 1.650 Kilometer und zwei Klimazonen: Tropisches Klima im Norden, subtropisches Klima im Süden. In der Mitte Vietnams herrschen ideale Bedingungen für den Anbau von Kaffee am Kaffeegürtel rund um den Äquator: Dieser liegt innerhalb des 23. Breitengrades nördlicher Breite und des 25. Breitengrades südlicher Breite. Vietnam ist nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt – trotz einer vergleichsweise geringen Anbaufläche. Als die Franzosen das Land kolonialisierten, brachten sie 1857 die Bohne ins Land. Schnell entwickelte sich Vietnam zu einer Kaffeeregion. Selbst als das Land unter dem Vietnamkrieg beinahe zusammenbrach, förderten Regierung und Weltbank den Anbau, sodass Vietnam zu einem der größten Kaffeeproduzenten der Welt wurde. Die Kaffeeanbaugebiete liegen im Landesinneren, in den Provinzen Dak Lat, Kontum, Gia Lai, Lam Duong und Buon me Thuon. Die Temperaturen schwanken zwischen 15 und 25 Grad, ein Kontrapunkt zur tropischen Hitze der Städte und für die vietnamesische Bevölkerung ein Urlaubs- und Erholungsort. Die Provinzhauptstadt Buon Ma Thuot ist eine der größten Städte im Hochland und wird als Kaffeehauptstadt Vietnams bezeichnet. Kaffeeanbau gibt es hier seit über 100 Jahren. Längst geht es nicht um den höchsten Ertrag, sondern um nachhaltige Bedingungen beim Kaffeeanbau.
Nachhaltiger Kaffeeanbau, faire Lebensbedingungen
Die Kaffeekooperative Eakiet ist eine von mehreren Kooperativen, die Pionierarbeit in Sachen Fairtrade leisten. Seit über 20 Jahren werden Qualitätsmaßnahmen umgesetzt: Düngemittel aus eigenen Kompostierungsanlagen, Aufbau von Kaffeepflanzschulen, Schulung der Bauern, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Vor allem geht es um die Lebensbedingungen der Kaffeebauern und ihrer Familien. Bis in die 1990er-Jahre kaufte Vietnams Regierung die Kaffeeernte zu einem festen Preis auf. Heute ist der Markt offen, und Kleinbauern der Provinz haben sich in Kooperativen zusammengeschlossen. So gibt es keine staatlichen Kaffeeplantagen mehr, wie sie früher mit Lohnarbeitern betrieben wurden. Von 20 US-Cent Fairtrade-Prämie pro Pfund Kaffee werden mindestens fünf Cent für die Steigerung von Produktivität und Qualität eingesetzt, zum Beispiel für den Bau von Schulen und Krankenstationen. Gewinne werden so wieder in Dörfer investiert. Das ist essenziell: 120 Millionen Menschen sind weltweit im Kaffeeanbau, in der Verarbeitung und im Kaffeehandel tätig. Kleinbauern bauen weltweit 80 Prozent des Kaffees an, sind aber benachteiligt: Kaffee wird zu 95 Prozent als Rohware gehandelt, deshalb findet die Wertschöpfung nicht im Ursprungsland statt. Häufig verdienen die Kaffeebauern nur wenig Geld. Nachhaltiger Kaffeeanbau und faire Lebensbedingungen für Kaffeebauern gewinnen jedoch immer mehr an Bedeutung.
Direkte Beziehungen zu Kaffeebauern
Costa Rica macht schon lange vor, wie man mit Nachhaltigkeit Erfolgsgeschichte schreibt. 30 Prozent des Staatsgebiets stehen unter Naturschutz. In Kombination mit einem idealen Klima wird in Costa Rica einer der besten Arabica-Kaffees produziert – auch nachhaltig. Ende des 18. Jahrhunderts kam die Kaffeepflanze ins Land, seither wächst die Bohne wie wild. Anders als in anderen Kaffeeanbaugebieten spielten in Costa Rica Kleinbetriebe immer schon eine große Rolle in der Produktion. Plantagen sind selten größer als fünf Hektar und in das natürliche lokale Ökosystem eingebettet. Unterstützung erhalten die costa-ricanischen Farmer von Agrarwissenschaftlern im Auftrag von Nespresso. Der Kaffeegigant hat im Jahr 2003 gemeinsam mit der Rainforest Alliance das Nespresso AAA Sustainable Quality Program ins Leben gerufen – mit dem Ziel, langfristige und direkte Beziehungen zu Kaffeebauern aus den besten Anbaugebieten weltweit aufzubauen sowie ihre Produktivität, Nachhaltigkeit und Kaffeequalität zu steigern. Das Konzept ging auf. Heute werden über 94 % des Nespresso-Kaffees aus dem AAA-Programm bezogen.
Urlaub zur Erntezeit
Die ersten Kaffeepflanzen wurden von den Engländern nach Costa Rica gebracht. Damals wurden Bewohner angewiesen, mindestens zwei Kaffeepflanzen im Garten zu halten, um die Produktion anzukurbeln. Heute gibt es rund 80.000 Kaffeeproduzenten. Costa Rica ist zwar nicht groß, aber effizient: Mit durchschnittlich 1.600 Kilo Kaffee pro Hektar werden die höchsten Ernteerträge weltweit erzielt. Der Kaffeeanbau konzentriert sich auf die Zentralregion in der Landesmitte. Im Hochland sind die klimatischen Bedingungen ideal: Es ist feucht-mild, die Temperaturen bewegen sich in Höhen von 1.200 bis 1.800 Meter um die 17 bis 22 °C. Viele Kaffees werden mit der Abkürzung „SHB“ für „Strictly Hard Bean“ markiert. Diese Kennzeichnung meint Bohnen, die über 1.200 Meter über dem Meeresspiegel wachsen. Ein wichtiges Kaffeeanbaugebiet ist die Region Tarrazú, die in der Mitte des Landes, umgeben von den Bergen der Pazifikküste, liegt. Zahlreiche Familienbetriebe leben vom Kaffeeanbau und dem ländlichen Tourismus. Besucher können Kaffeeplantagen besuchen und Kaffeetouren – vom Baum und der Ernte über das Trocknen bis zur Röstung der Bohne – erleben oder in der Erntezeit zwischen November und Februar helfen, die reifen Beeren zu pflücken.
Äthiopien, die Wiege des Kaffees
Beschäftigt man sich mit der Geschichte des Kaffees, landet man unweigerlich in Äthiopien. Hier befindet sich die Wiege des Kaffees und der Arabica-Bohnen. Es gibt eine Legende zur Entdeckung des Kaffees: Ein äthiopischer Ziegenhirte soll bei seinen Ziegen nach dem Verzehr von Kaffeekirschen ein lebhaftes Verhalten festgestellt haben. Er brachte die Kaffeekirschen in ein Kloster. Die Mönche sollen die Kirschen probiert und festgestellt haben, dass dadurch die Konzentration anstieg. Heute machen Kaffeebohnen aus Äthiopien rund 3 Prozent des globalen Kaffeemarktes aus. Es gibt zwar nur wenige Kaffeeplantagen, insgesamt leben jedoch 15 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau. Die Zusammenarbeit der äthiopischen Kleinbauern in Verbänden oder Kooperativen hat Tradition. Es gibt über 330.000 Bauernhöfe und 19.000 Staatsbetriebe. So sind in der Region Sidama im Süden 47 Genossenschaften mit 85.000 Kleinbauern organisiert. Mithilfe von Fairtrade wird versucht, die Lebenssituation der Kleinbauern durch angemessene Erzeugerpreise und Maßnahmen im ländlichen Bereich zu verbessern. Auch hier ist Nespresso mit der AAA Academy aktiv.
Arabica in Äthiopien
Die Kaffeeanbaugebiete Äthiopiens ziehen sich durch das ganze Land und zwanzig Regionen. Besondere Bedeutung haben Harrar, Sidamo, Limu und Yirgacheffe. Etwa 5.000 verschiedene Unterarten von Arabica wachsen in Äthiopien. Zum Vergleich: In Ländern wie Kolumbien oder Brasilien sind es gerade mal zwanzig. Als Kaffee-Eldorado gilt Harrar, eine vorwiegend muslimische Provinz östlich der Hauptstadt Addis Abeba. Hier werden die besten, reifen Kaffeefrüchte in der Sonne getrocknet, auch direkt am Baum. Das gibt der Bohne einen leicht fermentierten Nachgeschmack, weshalb sie oft als Mokka verkauft wird. Yirgacheffe, eine kleine Region im Sidamogebiet im Südwesten Äthiopiens, steht für die markantesten Kaffees der Welt. Der Kaffee wird vorwiegend nass verarbeitet. Diese Methode ergibt ein fruchtiges Geschmacksprofil mit duftenden, floralen Aromen. Heute gibt es in Yirgacheffe die Möglichkeit, die Wiege des Kaffees zu besichtigen. Immer mehr Reiseveranstalter erkennen den Reiz von Kaffeereisen und inkludieren Besuche in familienbetriebenen Kaffeeplantagen – von Addis Abeba in die Heimat des Arabicabaums. Genau dorthin, wo die Bohnen wohnen.
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