Teresa Reichl: Muss ich das gelesen haben?
Sargfabrik, 1140 Wien
Fr., 7. Apr. 20:00 Uhr
Gleich in doppelter Hinsicht war 2022 ein ziemlich gutes Jahr für Maria Muhar. Die Wienerin (Jg. 1986), die Köchin gelernt und danach an der Akademie der bildenden Künste und am Institut für Sprachkunst studiert hat, veröffentlichte im Herbst ihren Debütroman „Lento Violento“ und feierte die Premiere ihres ersten Kabarettprogramms „Storno“, das seither erfolgreich läuft. Diese Woche liest sie in der Likörstube, einem der letzten Brantweiner von Wien am Floridsdorfer Markt, aus dem Buch. Es ist ein wilder Ritt. Benannt hat Muhar es nach einer langsamen, düsteren Abwandlung von Techno, die in Italien entstanden ist. Die Musik der Neunzigerjahre, allen voran Eurodance und europäischer Techno, geben die Stimmung von „Lento Violento“ vor. Jedes Kapitel beginnt mit einem Songzitat, die Musik liegt als Folie und Erklärungsmuster über der Romanhandlung. Muhars Figuren sind schwankende Gestalten, hin und her gerissen zwischen künstlerischen Ambitionen und Therapien, Rückzug und dem Versuch, an der Welt teilzuhaben. Der Stil ist nahe an der Alltags- und Szenesprache, wobei immer auch eine eigentümliche Poesie daraus erwachsen kann. Maria Muhar will literarisch was, muss uns aber nicht mit jedem Satz spüren lassen, wie genial sie ist. Man ahnt es trotzdem schnell.
Diese Events könnten Sie auch interessieren