Liebe Leserin, lieber Leser!

Oliver Hochadel und Klaus Taschwer
vom 23.02.2000

Vor genau 25 Jahren, Ende Februar 1975, trafen sich im Asilomar-Konferenzzentrum an der kalifornischen Küste Genetiker aus aller Welt, um über die Zukunft der noch jungen Disziplin zu beraten. Die Forscher machten sich über Risiken und Forschungsbeschränkungen ihrer Arbeit Gedanken - ganz ohne öffentlichen Druck.

Ein Vierteljahrhundert später scheint sich die Situation von Grund auf geändert zu haben. Die Doppelhelix der DNA ist zu einer kulturellen Ikone geworden. Und die Gentechnik liefert nicht nur das Material zur Erbgutmanipulation von Mensch, Tier und Pflanze, sondern auch endlosen Stoff für Debatten, wie Herbert Gottweis in einem historischen Rückblick zeigt.

Während sich die Asilomar-Teilnehmer noch gegen Freisetzungen ausgesprochen hatten, werden heutzutage bereits 30 Millionen Hektar Land mit gentechnisch veränderten Organismen bebaut. Österreich unterscheidet sich in puncto Gentechnophobie kaum mehr von anderen europäischen Ländern, analysiert Tina Thiel. Neben Nahrungsmitteln beschäftigt sich die "grüne" Gentechnik nun auch vermehrt mit Bäumen. Die Diskussion darüber ließ nicht lange auf sich warten, berichtet Wolfgang Löhr.

Nur vermeintlich unumstrittener sind die medizinischen Anwendungen der "roten" Gentechnologie. Ob unser Verhalten genetisch determiniert ist und sich gar gentechnisch beeinflussen lässt, hat Birgit Dalheimer recherchiert. Die pränatale Diagnostik kann jedenfalls die Entscheidung von werdenden Müttern beeinflussen. Peter Lachnit fragt sich, ob diese "Anthropotechnik" zu einer neuen Eugenik werden könnte. Selbst zum Gegenstand der Wissenschaft werden die Gentechniker in den Arbeiten des Anthropologen Paul Rabinow .

Die Gentechnik ist aber vor allem Geschäft.Die Kosten sind hoch,die Gewinnaussichten höher. Der Weg vom DNA-Sequenzierer führt beim Genomik-Unternehmer Craig Venter und seiner Firma Celera direkt zum Patentamt, so Robert Triendl. Damit hat Venter einen Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Genoms mit dem Humangenomprojekt begonnen, das Johann Kneihs vorstellt. Dieses heureka! steht aber nicht im Zeichen der Konkurrenz, sondern der Kooperation. Es entstand in Zusammenarbeit mit der Ö1-Sendung Diagonal. Den Hörfunkkollegen besten Dank.

Mehr aus diesem HEUREKA

"FALTER Arena - Journalismus live" - Baumann/Klenk/Niggemeier/Thür - 1. Oktober, Stadtsaal
Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"