Editorial
vom 25.05.2011
Was ist der Wissenschaft Wesen? Das Geld. Selbst die ehrbaren linken Superstarprofessorinnen und -professoren in Berkeley, die sich immer gegen die finanziellen Lockangebote US-amerikanischer Privatunis wie Harvard gewehrt haben, dürfte das klar geworden sein, als man letztes Jahr ihren Instituten die Telefone weggenommen hat. So weit ist es bei uns noch nicht - aber die Unis hierzulande fürchten, dass ihnen ab 2013 jährlich 300 Millionen Euro zur Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs fehlen könnten.
Angesichts solcher finanzieller Kalamitäten ist es richtig erfrischend, wenn Wissenschafter sich nicht scheuen, die Gesellschaft um einen Haufen Geld anzugehen. Wie der Hirnforscher Henry Markram von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne, der von der EU, also uns, nächstes Jahr vorerst einmal eine runde Milliarde Euro (mit Versprechen auf viel, viel mehr) haben will. Dieses Geld soll das "Human Brain Project“ im Rahmen des FET-Flagship-Programms der EU finanzieren. Oiso i find des supa. Natürlich regt sich dagegen aus Wissenschaftskreisen Widerstand: Der Anspruch, das Gehirn zu verstehen und nachzubauen, sei überzogen. Doch warum sich nicht selbst ein Stück vom Kuchen sichern und ein dazu passendes Forschungsprojekt lancieren?