Klimawandel: Das Glossar

Jochen Stadler
vom 27.10.2011

Wenn von Klimawandel die Rede ist, fallen eine Menge merkwürdiger Begriffe. Hier werden sie erklärt

Abwärme

Von Maschinen und Computern abgegeben, trägt sie weltweit ein Hundertstel zur globalen Erwärmung bei.

Atmosphärische Gegenstrahlung

Von Treibhausgasen zur Erde zurückgestrahlte Wärme.

CO2 - Kohlendioxid

Ein Treibhausgas, das ca. 120 Jahre in der Atmosphäre bleibt. Trägt 60 Prozent zur globalen Erwärmung bei und entsteht immer dann, wenn wir fossile Brennstoffe verbrennen.

CO2-Äquivalent - Treibhauspotenzial

Gibt an, wie viel eine bestimmte Menge (meist 1 kg) eines Gases in einem Zeitraum (meist 100 Jahre), verglichen mit CO2, zum Treibhauseffekt beiträgt.

Dauerfrostboden

Stets gefrorener Boden in den Polargebieten und im Gebirge. Taut er auf, wird CO2 frei und Sümpfe entstehen, die Methan bilden.

Eis-Albedo-Rückkoppelung

Eis und Schnee (albus, lat.: weiß) reflektieren Sonnenlicht etwa viermal so gut wie Wasser, Fels oder Grünland. Schmelzen Gletscher und Meereis wegen der globalen Erwärmung, nimmt die Erde mehr Wärme auf, Schnee und Eis schmelzen.

Eishockeyschlägerkurve

Eine 1999 veröffentlichte Grafik, die den weltweiten Temperaturverlauf der vergangenen 1000 Jahre zeigt. Weil sie über 900 Jahre ziemlich gerade verläuft und dann steil nach oben knickt, sieht sie einem Eishockeyschläger nicht unähnlich.

Emissionsrechtehandel

Politik und Diplomatie verteilen Zertifikate, mit denen man eine gewisse Menge Treibhausgase ausstoßen darf. Wer weniger Schadstoffe produziert, kann sie an jene verkaufen, die die Grenze nicht einhalten können oder wollen. Den Preis regeln Angebot und Nachfrage. Das Kyoto-Protokoll erlaubt Staaten, damit zu handeln, die EU seit 2005 auch Unternehmen.

Fossile Brennstoffe

Kohle, Erdöl und Erdgas.

Geoengineering

TechnikerInnen denken laut darüber nach, wie sie Sonnenstrahlen abblocken könnten, bevor sie die Erdatmosphäre erhitzen. Zum Beispiel, indem sie Schwefeldioxid oder Nanopartikel in die Stratosphäre befördern. Über die tatsächliche Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen ist nicht viel bekannt.

Globale Erwärmung

Von der Menschheit vor allem durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, die Abholzung der Wälder und die Landwirtschaft angeheizt, steigen die Durchschnittstemperaturen der Atmosphäre und der Meere. Je nachdem, ob wir weitermachen wie bisher oder gegensteuern, prognostizieren WissenschafterInnen bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung von 1,1 bis 6,4°C.

Joint Implementation

Wenn Staaten im Ausland Emissionen reduzieren helfen, dürfen sie, laut Kyoto-Protokoll, daheim mehr produzieren.

Kleine Eiszeit

Kühle Periode vom 15. bis zum 18. Jahrhundert.

Klima

Salopp gesagt: das durchschnittliche Wetter.

Klimadebatte

Diskussion zwischen Klimaforschern und Klimaskeptikern, ob es wärmer wird und ob die Menschheit wirklich daran schuld ist.

Klimaflüchtling

Eine Person, die sich wegen eines Wetterereignisses auf der Flucht befindet.

Klimagewinner

Manche Regionen profitieren wahrscheinlich von der globalen Erwärmung: Die Landwirtschaft in unseren Breiten könnte effektiver werden, Wein weiter im Norden wachsen und Tourismusbüros im Alpenraum mit mehr Sonnentagen werben.

Klimarahmenkonvention-UNFCCC

Abkommen zwischen 194 Staaten, um die globale Erwärmung zu verlangsamen und die Folgen zu mindern. Wurde 1992 in New York City verabschiedet.

Klimasensitivität

Wie viel die weltweite Durchschnittstemperatur steigt, wenn sich die Menge der Treibhausgase in der Atmosphäre verdoppelt. Laut IPCC-Schätzungen 2 bis 4,5°C.

Klimaskeptiker

Kann man in Ursachen- und Folgenskeptiker unterteilen. Die einen bezweifeln, dass Menschen das Klima beeinflussen, die anderen meinen, der Klimawandel hätte keine ernstzunehmenden Folgen.

Klimaträgheit

Das Klima ändert sich erst einige Zeit nach Umweltveränderungen. Schuld daran sind Rückkoppelungseffekte und Wärmespeicher wie gefrorene und flüssige Wassermassen. Selbst wenn die Menschheit ab sofort keine Treibhausgase mehr produziert, wird es die nächsten 100 Jahre lang wärmer.

Klimaverlierer

Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern werden vom Klimawandel am meisten betroffen sein. Wintersportorte unter 2500 Metern müssen um ihre Schneesicherheit bangen.

Klimawandel

Natürliche oder menschengemachte Änderung des Klimas. Wird häufig gleichbedeutend mit globaler Erwärmung verwendet.

Kopenhagener Konferenz

10500 Delegierte erklärten bei der UN-Klimakonferenz 2009 unter anderem, dass die globale Erwärmung höchstens 2°C erreichen soll. Allerdings unverbindlich, das Abschlusspapier, der Copenhagen Accord, verpflichtet zu nichts und wurde von den TeilnehmerInnen bloß "zur Kenntnis genommen“.

Kyoto-Protokoll

Am Weltklimagipfel 1997 in Kyoto legten 2300 Delegierte aus 170 Staaten erstmals Grenzwerte fest, wie viele Treibhausgase die Industrieländer in die Umwelt lassen dürfen. 2005 in Kraft getreten, läuft der Vertrag 2012 aus, Nachfolger ist keiner in Sicht.

Die weltweiten Emissionen sollten 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken, steigen aber weiterhin. Das Kyoto-Protokoll wurde von den USA als einzigem Industrieland nie ratifiziert.

Lachgas

Ein Gas mit dem 298-fachen Treibhauspotenzial von CO2, das im Schnitt 114 Jahre in der Atmosphäre bleibt. Trägt 5 bis 6 Prozent zur globalen Erwärmung bei und entsteht vor allem in der Landwirtschaft.

Meeresspiegel

Steigt und fällt mit der weltweiten Durchschnittstemperatur.

Methan

Ein Gas mit dem 25-fachen Treibhauspotenzial von CO2, bleibt 9 bis 15 Jahre lang in der Luft. Stammt aus Landwirtschaft und Industrie und trägt 20 Prozent zur globalen Erwärmung bei.

Mittelalterliche Warmzeit

Warme Periode vom 9. bis zum 14. Jahrhundert. Die Wikinger besiedelten Island und Grönland.

Negative Rückkopplung

Sich selbst verstärkende Effekte, die den Klimawandel verlangsamen. Zum Beispiel eine üppige Vegetation.

Positive Rückkopplung

Sich selbst verstärkende Effekte, die den Klimawandel beschleunigen. Zum Beispiel der Eis-Albedo-Effekt.

ppm

Englisch: parts per million. Also Teilchen je Million. Zum Beispiel CO2: vorindustriell: 280 ppm, aktuell: 390, Tendenz: steigend.

Sonnenaktivität

Hatte bis vor Kurzem den größten Einfluss auf das Erdklima, wurde aber in den vergangenen Jahrzehnten von menschlichen Aktivitäten in den Schatten gestellt.

Stern-Report

Der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern berechnete 2006 für die britische Regierung die wirtschaftlichen Folgen der globalen Erwärmung. Ungebremst kostet sie laut Stern 5 bis 20 Prozent des weltweiten Pro-Kopf-Einkommens, sie auf 2-3°C einzuschränken, käme auf 1 Prozent.

Treibhauseffekt

Treibhausgase in der Atmosphäre lassen Sonnenlicht größtenteils durch; Wärmestrahlen, die von der Erde kommen, nehmen sie aber auf. Sie verteilen die Wärme in alle Richtungen, als sogenannte atmosphärische Gegenstrahlung auch zurück zur Erde.

Treibhausgase

Gase in der Atmosphäre, die von der Erde abgegebene Wärmestrahlen nicht ungehindert in das Weltall lassen. Ohne sie hätten wir auf der Erde durchschnittlich -18°C.

Vulkanismus

Große Vulkanausbrüche können das Klima für mehrere Jahre kühler gestalten.

Weltgrößter Treibhausgasverursacher

Sind die USA vor der EU und China.

Weltklimarat (IPCC)

Von den Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie gegründet, soll er die Risiken der globalen Erwärmung beurteilen und erörtern, wie man sie vermeiden oder sich anpassen kann. Die unregelmäßig erscheinenden Sachstandsberichte stellen den Stand der Forschung für EntscheidungsträgerInnen und die Öffentlichkeit dar. 2007 wurde der Weltklimarat zusammen mit dem Ex-US-Vizepräsidenten Al Gore mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Zwei-Grad-Ziel

2°C Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau sind für viele ExpertInnen die Grenze zwischen akzeptabel und gefährlich.

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