Mathematik

Mathe gegen zu viel Phosphat im Ackerboden

Andrea Schnepf erforscht die mathematische Modellierung und Simulation von Wurzel-und Bodenprozessen

Uschi Sorz
vom 24.04.2013

Mathematik als Berufswunsch wäre mir als Nichtakademikerkind sicher nicht eingefallen", lacht Andrea Schnepf, der im Volksschulalter eher eine Laufbahn als Religionslehrerin oder Balletttänzerin vorschwebte. "In der Realität hätte ich mich dafür allerdings kaum geeignet." Die Mathematik war ihr immer leicht gefallen, und gute Lehrer taten das Übrige. "Ob Englisch oder Mathematik, ich habe alles, ohne auswendig zu lernen, im Unterricht aufgesaugt", beschreibt die Bodenforscherin und Mathematikerin ihre Anfänge in der Welt des Wissens. "Und so wie man Dinge mit Fremdsprachen unterschiedlich gut ausdrücken kann, ist für mich auch Mathematik eine Sprache, mit der sich manches besser begreifen lässt."

Heute erforscht Andrea Schnepf mithilfe mathematischer Modelle den Stofftransport in Böden. Seit Mai leitet sie ein Elise-Richter-Projekt am Institut für Hydraulik und landeskulturelle Wasserwirtschaft der BOKU Wien, bei dem es um die Analyse der Phosphataufnahmeeffizienz mykorrhizierter Pflanzen geht. Zu ihrem Arbeitsplatz hat die 39-Jährige übrigens auch eine ganz persönliche Beziehung: "Ich bin dort geboren, das Rektoratsgebäude war nämlich früher eine Geburtsklinik."

Schnepf hat an der BOKU im Fach Kulturtechnik und Wasserwirtschaft promoviert und an der Universität Oxford ein Zweitstudium in angewandter Mathematik und Computerwissenschaften abgeschlossen. In ihrem aktuellen Projekt "Multiscale Modelling of Soil-Plant Interactions: Effective Nutrient Uptake by Mycorrhizas" entwickelt und analysiert sie Modelle, die den Nähr- und Schadstofftransport im mit Pflanzenwurzeln durchwachsenen Boden beschreiben. "Ich möchte berechnen, welche Pflanzenmechanismen zur Reduzierung der Phosphatdüngung genutzt werden können", so die Mutter einer zweijährigen Tochter. Vor allem wegen der Verknappung der Weltphosphatreserven und aus Umweltschutzgründen ist das eine relevante Frage für die Landwirtschaft. "Mykorrhizapilze etwa können die Phosphataufnahmeeffizienz von Nutzpflanzen stark erhöhen."

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