Polarforschung

Unser Wetter wird von den Polen beeinflusst!

Ein neues Institut in Wien soll unter anderem den Einfluss der Polarregionen auf Österreichs Wetter erforschen

Sonja Dries
vom 24.04.2013

Seit Anfang des Jahres hat Österreich ein eigenes Polarforschungsinstitut. 50 Forscher und Forscherinnen von den Universitäten Wien und Innsbruck, der TU Wien und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sind Teil des Austrian Polar Research Institute. Doch was haben Arktis und Antarktis mit Österreich zu tun?

Sehr viel, geht es nach Michael Staudinger, Direktor der ZAMG: "Unser Wetter wird extrem stark von den Polarregionen beeinflusst." So sei zum Beispiel der lange Winter und extreme Schneefall dieses Jahr durch die Strömungsmuster am Nordpol erklärbar.

Auch für Andreas Richter, Leiter des Austrian Polar Research Institute, ist die Polarregion zentral für das Verständnis des Systems Erde. Er verweist auf den arktischen Kohlenstoffkreislauf, der das Klima weltweit beeinflusst. 23 Prozent der Erdoberfläche bestehen aus Permafrost, wobei sich ein Großteil davon in der Arktis befindet. In diesen Böden wird über die Hälfte des globalen Kohlenstoffs gespeichert, rund 1.700 Gigatonnen. Durch die Klimaveränderung taut der Boden auf und die dort lebenden Mikroorganismen können den Kohlenstoff besser abbauen und freisetzen. Da die Pflanzen diese Mengen aber nicht mehr durch Photosynthese in Sauerstoff umwandeln können, wird die Klimaerwärmung verstärkt. Ein Team aus österreichischen und norwegischen Wissenschaftern forscht derzeit zu diesem Thema in Spitzbergen.

Genau die Internationalität, die dieses Projekt bestimmt, ist eines der Ziele des neuen Polarforschungsinstituts. Der Ausbau und die Förderung solcher Kooperationen soll Österreich nicht nur in der internationalen Polarforschungsszene bekannt machen, auch sonst nicht leistbare Infrastruktur wie Flugzeuge, Hubschrauber oder Schiffe können durch entsprechende Verträge mit internationalen Organisationen für die österreichischen Wissenschafter zugänglich gemacht werden.

Die Förderung von nationalen Synergien zwischen verschiedenen Institutionen und Disziplinen ist ein weiteres Ziel. "In Österreich gibt es viele international anerkannte Polarforscher mit einem tiefen Interesse an der Polregion. Die Forschung war bisher jedoch zu sehr fragmentiert", sagt Andreas Richter, Leiter des neuen Instituts. Diese Fragmente sollen unter dem Schirm des Austrian Polar Research Institute neu organisiert werden und das Institut zu dem Ansprechpartner für Polarforschung in Österreich machen.

Mehr aus diesem HEUREKA

12 Wochen FALTER um 2,17 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!