Am Anfang war die Fledermaus
Die Ebola-Epidemie in Westafrika beunruhigt die Menschen. An Gegenmitteln wird mit Hochdruck gearbeitet
vom 05.11.2014
Seit dem Jahr 1976 gab es mehrere lokal begrenzte Ausbrüche des Ebola-Fiebers. Doch der aktuelle übertrifft alle bisherigen. Der Virologe Franz X. Heinz von der MedUni Wien sagt dazu: "Was daran global ist, sind die sogenannten exportierten Fälle, wie der zur Behandlung nach Spanien ausgeflogene Pfarrer." Die Epidemie sei noch immer begrenzt.
Während die Pathogenität, also die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der sich angesteckt hat, stirbt, mit 50 bis 90 Prozent bei Ebola sehr hoch ist, sei die Zahl der Erkrankten relativ gering. "Man muss differenzieren: In Österreich sterben im Durchschnitt jährlich ein paar tausend Menschen an der Grippe."
Die fadenförmigen Ebola-Viren werden durch Körperkontakt und Körperflüssigkeiten übertragen. Gefährdet sind Pflegende, die mit den Kranken in direktem Kontakt stehen. Eine Gefahr besteht auch durch kulturelle Praktiken: "Bei westafrikanischen Begräbnisritualen werden die Toten berührt. Solche Infektionsrisiken zu vermeiden ist entscheidend, um die Seuche einzudämmen." Der ursprüngliche Wirt des Ebola-Virus sind Fledermäuse in Äquatorialafrika. Sie tragen das Virus, ohne zu erkranken. Zur Übertragung auf den Menschen kann der Kontakt mit ihren Ausscheidungen führen -aber auch ihre Zubereitung und ihr Verzehr. Auch Schimpansen und Gorillas können daran sterben. "Es gibt in Afrika eine starke, durch das Ebola-Virus bedingte Dezimierung dieser Tiere", sagt Franz Heinz.
Für Europa fordert der Virologe: "Das öffentliche Gesundheitssystem muss vorbereitet sein auf mögliche Ebola-Importe." Dafür gebe es österreichweite Notfallpläne, auch für Flughäfen.
Außerdem stehe fest: "Die betroffenen afrikanischen Länder können das von sich aus nicht lösen. Die Hilfe der reichen Staten muss drastisch verstärkt werden." Beim Pflege-und Gesundheitspersonal sei Schulungsarbeit nowendig -mit hohen Sicherheitsstandards und Maßnahmen wie Schutzanzügen. Allerdings bieten auch diese keine absolute Sicherheit: "Es sind unglaubliche Zustände, unter denen gearbeitet wird: heiß und feucht, und man schwitzt in den Anzügen. Das reduziert auch die Sicherheit."
An einem Impfstoff wird international fieberhaft gearbeitet. Die Staaten fordern jedoch hohe Auflagen ein. Daher dauern die Tests lange. Nun wurden die Genehmigungsverfahren für zwei Impfstoffe gegen das Ebola-Virus beschleunigt.
Tabakpflanzen als Rettung?
Die Behandlung von bereits Erkrankten erfolgt als "passive Immunisierung" durch die Verabreichung von Antikörpern, etwa in Form der Substanz ZMAPP. Dadurch werden körpereigene Immunreaktionen unterstützt. Um die Antikörper (Eiweißmoleküle) für ein künftiges Medikament effizient herstellen zu können, werden Versuche mit Pflanzen als "Produktionsvehikeln" gemacht: An der BOKU Wien hat man tabakähnliche Pflanzen gentechnisch so verändert, dass sich menschliche Proteine möglichst schnell darin vermehren können.
"Die großen Blätter wachsen sehr schnell, sie sind daher kostengünstige Wachstumskammern", erklärt die Molekularbiologin Herta Steinkellner. Diese Tabakpflanzen bilden die Basis für die Produktion von ZMAPP, das inzwischen sechs mit dem Ebola-Virus infizierten Personen verabreicht wurde. Vier von ihnen haben sich erholt bzw. die Infektion ganz überwunden.
"Das Globale am Ebola-Fieber sind die sogenannten exportierten Fälle"
FRANZ X. HEIN