Moden in der Forschung
Das Beispiel des Forschers Ernst Brücke zeigt, wie vielversprechende Forschungsansätze durch Moden vergessen werden
Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, geb. 1962 an der polnischukrainischen Grenze in Wólka Krowicka, lebt in Warschau. Er gilt als literarischer Einzelgänger, der durch legendäre Lesungen zum Kultautor avancierte. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 2009 den Nike-Literaturpreis, die bedeutendste literarische Auszeichnung Polens. Übersetzungen ins Deutsche: "Geschichte polnischer Familien"(Edition Korrespondenzen 2011). Tumor linguae, eine Auswahl aus den acht Gedichtbänden des Autors, erscheint im Mai 2015 in der Wiener Edition Korrespondenzen.
Aus: Eugeniusz Tkaczyszyn- Dycki, Tumor linguae. Gedichte. Edition Korrespondenzen, Wien 2015
EUGENIUSZ TKACZYSZYN-DYCKI: TUMOR LINGUAE
ich kenne deinen tod nicht aber ich erinnere mich an deinen namen kenne nicht den brunnen des nachbarn der um mitternacht der brunnen aller toten ist unabhängig von geschlecht und taten
kenne wirklich weder deinen tod noch nachbars brunnen wir ziehen am seil zu zweit oder zu dritt aber im flur pinkelt nur einer in den kleinen kübel voller unrat und schmutz aus dem wie man sagt
schon immer übler gestank trat (gestank und glanz) ich kenne deinen tod nicht aber ich erinnere mich an den kübel nachts auf dem lehmboden nah den toten und morgens wenn man ihn neben dem zaun
ausleerte blieb er draußen umgedreht stehen
Aus dem Polnischen von Michael Zgodzay und Uljana Wolf