JungforscherInnen

Uschi Sorz
vom 01.07.2015

In einem disziplinenübergreifenden DOC-team-Projekt an der Uni Wien untersuchen diese drei, wie Werte in die Praxis umgesetzt werden.

Deniz Seebacher, 31

"Corporate Social Responsibility (CSR), sprich unternehmerische soziale Verantwortung, ist ein interessantes zeitgeistiges Phänomen", sagt Deniz Seebacher. "Aber welches Weltbild schafft man damit und was bedeutet es, sozial zu agieren?" Nach dem Ethnologieund Publizistikstudium und Tätigkeiten in der internationalen Wirtschaftsberatung erforscht sie nun mit ethnografischen Methoden CSR-Praktiken in der Türkei. "Hier bewegt sich sehr viel, daher kann man die Ausverhandlungen von sozialen Werten gut verfolgen." Seebacher baut auf organisations-und wirtschaftsanthropologischen Arbeiten auf. "Mir geht's ums Grundverständnis", erklärt sie. "Oft wird CSR kritisiert oder hochgejubelt , aber es ist gar nicht so klar, was CSR-Beauftragte eigentlich machen."

Andreas Streinzer, 30

Schon im Studium kam der Kultur- und Sozialanthropologe durch die Mitarbeit in humanitären Organisationen mit der Lebenswirklichkeit armer Menschen und ihren Überlebensstrategien in Berührung. "Ich wollte mich auch theoretisch damit auseinandersetzen", so Streinzer. Sein Engagement und das Verfolgen der EU-Verhandlungen mit Griechenland führten schließlich zu seinem Dissertationsthema, mit dem er das Zusammenspiel von Wertvorstellungen und Wirtschaftspraktiken in einer realen Krisensituation ins DOC-team einbringt. Zentral steht der Umgang griechischer Haushalte mit einer Alternativwährung. "Bei einer so drastischen Einkommensreduktion wie dort stellt sich die Frage, welche Beschaffungsarten es außerhalb der staatlichen oder marktbasierten gibt. Wie etwa Familiennetzwerke, Selbstorganisation oder Eigenanbau."

Barbara Stefan, 33

Von ihrer Tätigkeit bei den Vereinten Nationen kehrte Barbara Stefan enttäuscht zurück. "Die Kompetivität war sehr hoch", erzählt sie. "Und das in einem Bereich, der sich ein gutes Leben für alle zum Ziel setzt." Zurück in Wien, hängte die Politikwissenschafterin ein Kultur- und Sozialanthropologiestudium an und begann sich politisch zu engagieren. "Das Interesse am Transformationspotenzial sozialer Bewegungen hat mich zurück in die Wissenschaft gebracht ." Diese sei zwar ebenfalls wettbewerbsorientiert, aber die Arbeit im DOC-team ermögliche es ihr, sich mit dem Thema ihrer Leidenschaft auseinanderzusetzen. "Ich untersuche, was soziale Bewegungen in Österreich ausmacht, wie sie agieren, welche Rolle Werte dabei spielen und in welche Widersprüche sie sich verwickeln."

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