Die Entscheidung für eine High-Tech-Handprothese führt zur Goldmedaille
vom 14.10.2015
Im Winter 2008 erlitt der 27-jährige Patrick Mayrhofer einen schweren Arbeitsunfall. Er geriet in einen Starkstromkreis. Dabei wurde der Plexusbrachialis seines linken Unterarmes so massiv geschädigt, dass die Hand trotz vieler medizinischer Interventionen nicht mehr funktionierte. Ein Jahr später traf er eine mutige Entscheidung: Die Hand sollte amputiert werden, um eine bionische Rekonstruktion zu ermöglichen. Mithilfe einer durch Gedanken gesteuerten Prothese wollte Mayrhofer wieder alltägliche Dinge verrichten können.
Das Verfahren wurde von Oskar Aszmann an der MedUni Wien entwickelt. "Bionische Rekonstruktion versucht, verlorengegangene Funktionen zu ersetzen. Dabei kommt es zu komplexen neuromuskulären Eingriffen, die eine interaktive Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ermöglichen." Seine Studie dazu erschien im renommierten Magazin Lancet.
Vor der Amputation erfolgt eine Analyse der verbliebenen Nervenäste. Dann wird aus dem Oberschenkel ein Stück Muskel entnommen und als Signalverstärker im Unterarm eingesetzt. Durch die Muskelkontraktionen entstehen elektrische Signale zur Steuerung der mechatronischen Hand. Bis das klappt, muss jedoch zur Übung die Prothese mittels eines elektronischen Interfaces benutzt werden. Schließlich wird die Hand amputiert und durch die Prothese ersetzt.
Für Mayrhofer dauerte es drei Monate, bis er die meisten Bewegungen wieder ausführen konnte. "Hilfreich war meine Ausbildung in Elektrotechnik. Ich habe die Funktionsweise der Prothese sofort verstanden und auch direkt umsetzen können."
Im Februar des Jahres trat der begeisterte Snowboarder bei der Para-WM im spanischen La Molina an. Das Ergebnis spricht für sich: die Goldmedaille.