Was hat es uns gebracht?
Das fragten Vertreter von Jäger- und Sammlerkulturen ihre Erforscher bei einer Konferenz in Wien
Wer das Licht der Welt erblickt, läuft Gefahr, zu viel Licht ausgesetzt zu sein. Vom schöpfungsgeschichtlichen Imperativ der Bibel "Es werde Licht!" ergießt sich ein Lichtstrom durch Menschheits- und Kulturgeschichte in die Gegenwart. Bei Weltanfang wie Weltende spielte Licht eine ebenso große Rolle wie bei den Göttern der Religionen und ihrem Erleuchtungsgeschäft. Prometheus entwendet Licht; Lucifer, der Teufel, soll vor seinem Engelssturz ein Lichtbringer gewesen sein.
Das klingt nach Mythos, aber auch Philosophen haben von der Metapher ausführlichen Gebrauch gemacht: Gott sei Licht, das noch in den Niederungen der Materie seinen Abglanz zeige. Im einflussreichen "Buch der vierundzwanzig Philosophen" aus dem 12. Jahrhundert heißt es: "Gott ist das Licht, das alles durchdringt und durch das alles gottförmig, aber niemals Gott wird." Mittelalterliche Baumeister folgten derartige Überlegungen im Sakralbau. Wer dafür empfänglich ist, mag sich dem "mystischen" Effekt der Glasfenster eines gotischen Doms auch heute noch hingeben.
Und wie verhält es sich mit der Umkehrung: Licht ist Gott? Schon Dante Alighieri, der im höchsten Himmel seiner "Göttlichen Komödie" einen Taumel an Lichtpunkten inszenierte, kapitulierte am Ende seiner Erweckungsreise poetisch stammelnd: "Oh wie schwach ist mein Reden, gleichsam stimmlos gegen meinen Begriff!" Der Version von einem triumphierenden Licht-Gott im Barock wird schon nur noch wenig Glauben geschenkt. Eine allein im Glanz eines Sonnenkönigs erstrahlende Welt schreit geradezu nach Aufklärung. Diese führt die Lichtmetapher zwar noch im Namen (noch deutlicher bei "Enlightenment" oder "Lumières"), übergibt in Sachen Licht aber endgültig an die Naturwissenschaften. Das sogenannte letzte Wort des sterbenden Goethe "Mehr Licht" ist nur Legende. Dahinter höheren Sinn zu sehen, begehrt allein der Bildungsbürger.
Im 20. Jahrhundert versickert alle Metaphysik des Lichts endgültig. Viel folgenreicher wird in dunklen Abgründen der Seele herumgestochert. Allerdings ist es auch bezeichnend, dass eine seinerzeit populäre Geschichte der Atombombe zur alten Metapher zurückgriff: "Heller als tausend Sonnen." Jüngst ließ der amerikanische Schriftsteller Thomas Pynchon in "Gegen den Tag" ein Luftschiff mit "Licht als Antrieb und als tragendes Medium" in die Gegenwart fliegen. Das futurologische Epos beginnt mit dem Zitat "It's always night, or we wouldn't need light."