ARCHÄOLOGIE

Fußprothese für Kärntner Promi

Archäologen erforschen 1.500 Jahre alten Holzfuß

Uschi Sorz
vom 06.04.2016

Ein Fall von früher Zwei-Klassen-Medizin? Offenbar konnte man es sich in Kärnten schon in alter Zeit gut richten, zum Beispiel bei Prothesen. Um etwa 600 n. Chr. in Europa? Ja, denn so datiert man am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der ÖAW den Fund bei Hemmaberg. Es scheint die älteste Prothese Europas zu sein. Nur in China und Ägypten gibt es noch ältere. Eine genaue Untersuchung des Holzfußes zeigt: Der Einfüßige muss ein Prominenter gewesen sein. Darauf deutet der Fundort hin: ein Bestattungsplatz für hohe Würdenträger.

Laut Analyse handelte es sich um einen Mann mittleren Alters. Sein Fuß war oberhalb des Knöchels abgetrennt worden. Tatsächlich dürfte er mit der Holzprothese einige Zeit gelebt haben. Sie war mit einem Eisenring an der Stelle des Knöchels am Bein befestigt.

Der Fund wurde im International Journal of Paleopathology publiziert.

Erstautorin Michaela Binder vermutet, dass der Prothesenträger zusätzlich eine Krücke benutzte. Ein weiterer Hinweis also auf seinen Status. "Es zeigt, dass die medizinische Versorgung gut war und man sich die Mühe der Behandlung gemacht hat", so ÖAI-Direktorin Sabine Ladstätter. "Der Mann konnte weiterleben."

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