Auf dem Weg ins Anthropozän
Im Sommer soll die Entscheidung für ein neues Erdzeitalter fallen. Hier ein Einstieg ins Thema, das wir in der nächsten Ausgabe ausführlich behandeln
Wissenschaft ist eine ernsthafte Angelegenheit. Wissenschaft ist kompliziert und etwas, das nicht jeder einfach so betreiben kann. Damit macht man keinen Spaß.
So zumindest wird die Wissenschaft immer noch viel zu oft präsentiert: Als etwas, mit dem sich nur Experten beschäftigen dürfen. Wenn Wissenschaft im Fernsehen, der Zeitung oder anderen Medien auftaucht, dann geschieht das vorrangig in Form von Experteninterviews. Wissenschaft hat irgendwo stattgefunden, und ein Experte (so gut wie nie eine Expertin) erklärt den Laien, was passiert ist.
Dabei ist die Wissenschaft ein Thema, über das jeder reden sollte. Weil die Wissenschaft etwas ist, das jeden betrifft. Wir leben in einer Welt, die so intensiv wie nie zuvor von den Erkenntnissen der Forschung beeinflusst wird. Ob wir es wollen oder nicht, ob wir darüber Bescheid wissen oder nicht: Die Wissenschaft bestimmt unser Leben. Und wir sollten dieser Tatsache nicht passiv gegenüberstehen. Ja, man muss lange lernen und arbeiten, um selbst ernsthafte wissenschaftliche Forschung durchführen zu können. Aber man muss kein Wissenschafter sein, um eine Meinung zur Wissenschaft zu haben!
Beim Sport, bei der Politik oder der Kultur ist das selbstverständlich: Wir alle haben eine Meinung zur Politik, obwohl die wenigsten von uns Politiker sind. Wir alle diskutieren über Sport und das völlig unabhängig davon, ob wir selbst Spitzensportler sind oder nicht. Wir haben eine Meinung über Bücher und Musik, und das ist völlig in Ordnung, auch wenn wir keine Autoren oder Musiker sind. Nur bei der Wissenschaft haben wir Hemmungen.
Und das ist schade. Wissenschaft ist nicht nur wichtig, sondern auch interessant. Und vor allem viel zu faszinierend, um sie nur den Experten zu überlassen. Es würde dem Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit gut tun, wenn sie so selbstverständlich diskutiert werden könnte, wie es bei Sport und Kultur möglich ist. Entsprechende Formate in den Medien gibt es allerdings immer noch viel zu selten. Dort sieht man die Wissenschaft immer noch als etwas, das nur von "Experten" (am besten mit Laborkittel und Brille) präsentiert und kommentiert werden darf. Das sollte sich ändern.
Mehr von Florian Freistetter: http://scienceblogs. De/astroDicticum-simple