Noch ein Schweizer Hoffnungsträger
Antonio Loprieno schickt sich an, unsere "Kopfballer" zu coachen. Drücken wir ihm (und uns) die Daumen
Der Name der neuen Epoche, über die Erdschichtenkundler aus aller Welt in diesem Sommer bei einem großen Kongress in Kapstadt entscheiden wollen, lautet: Anthropozän. Auf Deutsch: "von Menschen neu gemacht." Der Name soll auch eine Mahnung sein: Der Mensch verändert die Erde so massiv wie einst gigantische Meteoriteneinschläge und Vulkanausbrüche. Sie haben in der Vergangenheit neue Ären, Äonen und Epochen eingeleitet.
Wie es mit den Zeitaltern auf unserer Erde begonnen hat
Das erste Kapitel der Geschichte nennen die Geologen Hadaikum, das "Äon der Erdentstehung". Es beginnt unmittelbar nach ihrer Entstehung vor geschätzt 4,7 Milliarden Jahren aus einer protoplanetaren Scheibe. Der griechische Gott Hades, Herrscher der chaotischen Unterwelt, ist sein Namensgeber. Zu Beginn des Hadaikums erstarrte der Erdmantel, den zahlreiche Einschläge anderer Himmelskörper jedoch immer wieder aufrissen. Einer dieser Treffer in Größe des Mars schleuderte so viel Material in den Orbit, dass sich daraus der Mond bildete. Die Uratmosphäre bestand hauptsächlich aus Kohlendioxid und Wasser. In der Umgebung von heißen Tiefseequellen entstand wohl das erste Leben. Eine weitere Phase zahlreicher Einschläge, das "Große Bombardement", markiert das Ende des ältesten Erdzeitalters vor vier Milliarden Jahren.
Die zweite Erdepoche auf unserem Planeten
Es folgte das Archaikum. Dieses "Äon der Erdantike" ist in sogenannte Ären unterteilt. Sie heißen Eo-,Paläo-,Meso-und Neoarchaikum. Damals bildeten sich Kontinente und Einzeller ohne Zellkern, also Bakterien und Archaeen. Auch die ersten Fossilien stammen aus dieser Zeit, obwohl die Wissenschaft lange anderes glaubte. Gegen Ende des Archaikums, vor 2,5 Milliarden Jahren, taucht erstmals Sauerstoff in der Erdatmosphäre auf.
Als unsere Erde einmal ein großer, weißer Schneeball war
Nun war das Proterozoikum angebrochen, das "Äon der Einzeller". Es wird nicht nur in drei Ären namens Paläo-, Meso-und Neoproterozoikum gegliedert, sondern auch in zehn Perioden: vom Siderium, als die ersten komplexen Einzeller mit Organellen erschienen, bis zum Ediacarium. Die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre stieg so stark, dass sich Ozon bildete, das die schädliche UV-Strahlung filtert. Erste Vielzeller entstanden. Der Urkontinent Rodinia zerbrach in mehrere Teile. Und der Globus zum "Schneeball Erde". Zu Ende des Proterozoikums vor 541 Millionen Jahren tauchten immer mehr vielzelligen Tiere auf. Die ersten drei Äonen fassen die Geologen auch oft zum Präkambrium zusammen.
Die Erdzeit, in der wir auch heute immer noch leben
Das jüngste Äon heißt Phanerozoikum. Es dauert bis heute an. Vor allem früher nannte man es auch das "Äon sichtbarer Fossilien", da lange Zeit keine älteren Relikte bekannt waren. Seine drei Ären namens Paläo-, Meso-und Känozoikum (Erdaltertum, -mittelalter und -neuzeit) teilen die Erdwissenschaftler in Perioden, Epochen und unzählige Alter auf. Es ist geprägt von verschiedenen Massenaussterben und Phasen, in denen große Gebirge entstanden.
Das Paläozoikum ist sein ältestes Äon und in sechs verschiedene Perioden untergliedert: Im Kambrium, das vor 541 Millionen Jahren begann, tauchten zunächst kleine, hartschalige Fossilien auf. Später entwickelten sich fast alle heute noch existierenden Tierstämme. Das damalige Leben spielte sich ausschließlich in den Ozeanen ab.
Im Ordovizium bildeten sich große Riffe, und wahrscheinlich eroberten die ersten Pflanzen das Land. Sein Ende markiert eine neuerliche Vereisung der Erde mit Massenaussterben.
Das Silur brachte vielgestaltige Riffgemeinschaften und die ältesten Überreste von Landpflanzen.
Die ersten Amphibien stammen aus dem Devon, in dem wieder ein Massenaussterben die Erde heimsuchte.
Im Karbon beheimateten die Kontinente eine vielfältige Tierwelt und Wälder, aus denen sich die heutigen Steinkohlevorkommen bildeten. In seiner extrem sauerstoffreichen Atmosphäre lebten auch gigantische Insekten. Das größte Massenaussterben der Erdgeschichte, ausgelöst wahrscheinlich durch einen globalen Klimawandel, bei dem 75 Prozente der Tier-und 90 Prozente der Pflanzenarten verschwanden, beendete seine letztes Periode, das Perm.
Als die Dinosaurier die Erde beherrschten
Das Mesozoikum schloss vor 252 Millionen Jahren an. Seine drei Perioden heißen Trias, Jura und Kreide. Das vorangegangene Massenaussterben hinterließ eine große Lücke und viele biologische Nischen, die völlig neuartige Pflanzen-und Tierarten aber rasch füllten. Die Dinosaurier dominierten die Erde, fielen aber zu Ende des Mesozoikums der nächsten großen Katastrophe zum Opfer. Dafür ist der Einschlag eines Meteoriten nahe der Halbinsel Yucatan im heutigen Mexiko verantwortlich.
Und dann kamen die Säugetiere, also auch wir Menschen
In der Erdneuzeit, auch Känozoikum genannt, leben wir noch heute. Es soll vor 66 Millionen Jahren begonnen haben. Die heutigen Kontinente entwickelten sich in dieser Zeit, die Alpen falteten sich auf, ebenso das Himalaya-Gebirge. Eine Vielzahl von Säugetierarten entstand ebenso wie der Rest der heutigen Tier-und Pflanzenwelt. Aufgeteilt wird es in die drei Perioden Paläogen, Neogen und Quartär.
Im Paläogen (es ist in drei Epochen unterteilt, nämlich Paläozän, Eozän und Oligozän) traten die bislang kleinen Säugetiere in die großen Fußstapfen der Dinosaurier und wurden zu den beherrschenden Landtieren. Nord-und Südamerika waren noch getrennt, ebenso Afrika und Europa.
Das Neogen brachte eine langsame Abkühlung. Die Polkappen vereisten und der Meeresspiegel sank. Zwischen Nord-und Südamerika bildete sich eine Landbrücke. Die Säugetiere und Vögel entwickelten sich weiter. Das Neogen wird unterteilt in zwei Epochen namens Miozän und Pliozän, die jeweils unterschiedliche Alter beherbergen.
Aktuell leben wir im Quartär. Seine beiden Epochen heißen Pleistozän und Holozän. Es begann vor 2,5 Millionen Jahren mit der Vergletscherung großer Gebiete auf der Nordhalbkugel. Im Laufe des Quartärs wechselten Warm-und Kaltzeiten, was bis heute anhält.
Im Pleistozän gab es Säbelzahnkatzen, Riesenhirsche, Wollnashörner, Waldelefanten, Wollhaarmammuts und viele der heutigen Tiere.
Sein Ende markierte ein neuerliches Aussterben, dem viele der großen Säugetiere zum Opfer fielen. Die Gründe dafür sind unklar. Einerseits diskutieren die Forscher eine zu starke Bejagung durch die Menschen, andererseits stehen Klimaschwankungen, Kometen und heftige Sonnenaktivität im Verdacht.
Und dann begannen wir mit dem Ackerbau und den Haustieren
Der aktuelle Abschnitt der Erdgeschichte ist das 11.700 Jahre alte Holozän. Es begann mit einem starken Temperaturanstieg am Ende der letzten Kaltzeit und dem Verschwinden der großen Säugetiere.
Die Menschen waren durch das Ausfallen von Mammut und Co als Nahrungsmittel wohl in vielen Teilen der Welt gezwungen, Pflanzen anzubauen sowie etwa Ziegen und Schafe zu domestizieren. In Mitteleuropa wich die Kaltsteppenvegetation zusammenhängenden Wäldern.
Eine kühle Bronzezeit, das Zeitalter der Griechen und Römer und das Mittelalter folgten. Galileo, Kepler und andere Wissenschafter veränderten das erdzentrierte Weltbild. Um 18. Jahrhundert begann die Industrialisierung mit ihrer gigantischen Umweltverschmutzung.
Seitdem stoßen die Menschen Unmengen an CO2 aus, was die globale Temperatur erhöht, die Meere versauert und wieder zu massivem Aussterben von Pflanzen und Tieren führt. Deshalb soll nun eine neue Epoche ausgerufen werden: Das Anthropozän. Es wäre wohl das "Zeitalter der menschlichen Untriebe".