Alle reden vom Klimawandel - aber versteht auch einer, was er da sagt oder hört?
Dieses Verständnis soll ein neues "Wörterbuch Klimadebatte", herausgegeben von einem Wissenschafterteam, fördern
vom 22.06.2016
Die Klimadebatte hat inzwischen ein eigenes Vokabular entwickelt. Ausdrücke wie Nachhaltigkeit oder Nullemission werden ganz selbstverständlich verwendet, aber verstehen alle darunter das Gleiche? Die Geografin, Umwelt-und Stadtforscherin Sybille Bauriedl vom Geografischen Institut der Uni Bonn beobachtete, dass die Begriffe häufig unreflektiert verwendet werden. Welche Aspekte dabei durch den Rost fallen, geht aus einer Analyse von 40 Schlüsselbegriffen der Klimadebatte durch Sozial-, Politikund Kulturwissenschafter hervor: Im 332 Seiten umfassenden "Wörterbuch Klimadebatte" wurde jedes Vokabel im Hinblick auf globale, ökologische und soziale Gerechtigkeit analysiert.
Als Beispiel nennt Melanie Pichler, Mitautorin und Politologin am Institut für Soziale Ökologie der Uni Klagenfurt, das Wort Nachhaltigkeit: "Die Bedeutung hat sich in den letzten Jahren stark verschoben. "Grüne" Wirtschaft oder "Grünes" Wachstum sind heute in Mode und gelten als zentrale Strategie für nachhaltige Entwicklung. Mit dem Fokus auf Wirtschaftswachstum und Technologie geht aber der Blick für soziale Fragen verloren, wie etwa bei Agrartreibstoffen." Aus Sicht des Autorenteams sind technische Innovationen allein keine adäquate Lösung für die Klimaproblematik, solange die Klimaschutzmaßnahmen ungerecht sind. Genau hier setzt das "Wörterbuch Klimadebatte" an: Nicht neue Ausdrücke sind notwendig, sondern das Mitdenken der sozialen Folgen.