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Meist hat ein AHS-Absolvent, eine AHS-Absolventin keine Vorstellung davon, was beruflich Spaß machen oder einem liegen könnte. Dazu sitzen einem Eltern und Lehrer im Nacken, einen gut bezahlten Beruf zu wählen. Diese Ansprüche können angehenden Studierenden der Geisteswissenschaften den Mut und die Leidenschaft nehmen. Warum raten so viele Eltern vehement von einem solchen Studium ab?
Die Soziologin Michaela Pfadenhauer erklärt dies damit, dass es vor dreißig Jahren bei Weitem nicht so viele Studierende gab. Auch ihre Zahl in den geisteswissenschaftlichen Richtungen war geringer als heute. "In Österreich ist eine Steigerung der Studierendenzahlen politisch gewünscht. Um dieses Ziel zu erreichen, wird versucht, eine maximale Vielfalt an Studiengängen anzubieten. Das führt dazu, dass Studierende aufgrund dieses Angebots, das für sie nicht gänzlich durchschaubar ist, nicht sicher sein können, ob sie sich tatsächlich für das richtige Fach entschieden haben." Die Menge der Studierenden der Geisteswissenschaften macht die Aussichten schwieriger. Und die Häufung an Auswahlmöglichkeiten steigert den Druck. Die gute Nachricht, dass uns alles offensteht, verkehrt sich so ins Gegenteil.
Die Kunst als Bindeglied zwischen Natur und unendlich freiem Denken
Der Druck, etwas zu lernen, um damit später einen Beruf zu finden, ist ein Faktor, der Interessierte vom Studium der Geisteswissenschaften abhalten kann. Zudem haben die geisteswissenschaftlichen Disziplinen damit zu kämpfen, ihre Bildungsideale zu erhalten. Ida Leidl ist Absolventin der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (ehemaliges Konservatorium) und studiert jetzt an der Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw)."Als ich mich für das Studium am Konservatorium entschieden habe, wusste ich: Ich kann etwas, und ich sollte damit weitermachen. Doch wurde mir schnell klar, dass ich für dieses Studium auch einen Plan B brauche. Denn ich musste einsehen, dass das eigene musikalische Denken und das Menschliche oft auf der Strecke bleiben. Persönlichkeit und Begeisterung unterliegen bei enormem Druck und Perfektionsanspruch. Die eigene musikalische Welt und die Individualität der Interpretationen werden oft so weit verändert, bis sie den universitären Anforderungen entsprechen. Das Ganze wird bis ins Unpersönliche gesteigert."
In seinen "Vorlesungen über die Ästhetik" schreibt der Philosoph Hegel: "Er (der Geist) erzeugt aus sich selbst die Werke der schönen Kunst als das erste versöhnende Mittelglied zwischen dem bloß Äußerlichen, Sinnlichen und Vergänglichen und dem reinen Gedanken, zwischen der Natur und endlichen Wirklichkeit und der unendlichen Freiheit des begreifenden Denkens."
So kann man sagen, dass das vom Menschen erschaffene Schöne als notwendige Brücke zwischen der Freiheit in Gedanken und der Bindung an die vergängliche Welt dient.
Für Facebook-Fans ist es unerlässlich, auch das eigene Denken zu üben
Die Aufgabe der geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzungen, das vom Menschen Geschaffene weiterzutragen, scheint jedoch nicht ausreichend für ihre eigene Unterstützung und Weiterentwicklung (durch Studierende) zu sein. Die Geisteswissenschaften müssen sich immer öfter rechtfertigen.
In einer ökonomisierten Gesellschaft, in der ausschließlich der finanzielle Effekt als Nutzen gesehen wird, erscheint eine Beschäftigung, die offenbar keinen direkten materiellen Zweck mit sich bringt, überflüssig oder kostspielig. Die Auseinandersetzung mit dem Schönen und dem unendlichen Geistigen erzeugt ad hoc keinen Mehrwert. "Ich glaube, es gibt kaum Studierende der Geisteswissenschaften, die von der vorwurfsvollen Frage: Und wofür ist das gut, wofür wir da Steuern zahlen? verschont geblieben sind", sagt Noah Leveti, Student der Kulturund Sozialanthropologie an der Universität Wien. "Aber gerade in einer Gesellschaft, die einen großen Teil ihrer Freizeit auf Facebook & Co. verbringt, ist es elementar, auch das Denken zu üben. Dafür tragen die Geisteswissenschaften Verantwortung."
Ihre Aufgabe besteht wohl darin, mit einer Durchdringungslogik Ereignisse aus der Vergangenheit und vom Menschen Kreiertes miteinander zu verbinden. Sie beobachten sich selbst und klären sich und die Gesellschaft auf. Den Blick auf Vergangenes gerichtet, wird es möglich, Verbindungen zu erkennen zwischen dem, was den Menschen widerfahren ist und dem, was sie selbst geschaffen haben, und sowohl diese als auch das daraus Resultierende zu analysieren.
Mit dem gewonnenen Wissen gelingt es, aus der Vergangenheit zu lernen und in Zukunft Fehler zu vermeiden. Geisteswissenschaften betreiben also Traditionspflege plus: Sie tragen menschliche Schöpfungen weiter und lernen durch die Beobachtung dazu, um Fehlerwiederholung zu vermeiden.
Es ist selbstverständlich bequemer, Dinge nicht zu hinterfragen, sie anzunehmen wie sie sind und auf sich selbst und sein eigenes Wohlergehen zu achten. Es ist allein die geisteswissenschaftliche Betrachtungsweise, die es ermöglicht, bloßes ökonomisches Denken zu durchdringen. Nur durch ihre Selbstbeobachtung und Selbstaufklärung wird es möglich, populistische, selbstimmunisierende Argumentationen zu entkräften. Tragen wir die Geisteswissenschaften nicht weiter, wird es keine Disziplin mehr geben, die uns daran erinnert, was wir in der Geschichte falsch gemacht haben. Hinterfragen macht also Sinn. Warum sollte man das nicht fördern?