Jungforscherinnen

Mit dem uni:docs-Programm fördert die Uni Wien exzellente DoktorandInnen aller Disziplinen. Auch diese drei traten dort vor Kurzem ihre Forschungsstelle an

Uschi Sorz
vom 22.03.2017

Clemens Pachschwöll, 33

"Manche Neophyten könnte man als Unkräuter des 21. Jahrhunderts bezeichnen", sagt Clemens Pachschwöll. Diese eingewanderten oder eingeschleppten Pflanzenarten wachsen häufig auf Äckern oder an Straßenrändern. "Durch den Klimawandel könnten einige in Zukunft problematisch werden", erklärt der Niederösterreicher. "Andere sind es schon, etwa Ragweed." Am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien spürt er schwer zu bestimmende oder unerkannt gebliebene Neophyten anhand ihrer DNA-Sequenz auf. "Potenziell schädliche Arten möglichst früh zu erkennen ist wichtig für Landwirtschaft und Naturschutz!" Er arbeitet eng mit der Biodiversitäts-Initiative ABOL zusammen. Deren Ziel ist es, die DNA-Barcodes aller heimischen Tiere, Pflanzen und Pilze zu erfassen und bereitzustellen.

Patricia Oberluggauer, 29

"Class Voting Revisited" lautet der Titel von Patricia Oberluggauers Dissertation. Sie will herausfinden, wie Berufserfahrungen politische Ansichten beeinflussen. "Ich wollte immer schon wissen, warum jemand etwas tut", so die Schweizerin. "An der Politik fasziniert mich die ,Blackbox Mensch' am meisten." In Zürich und Wien hat sie Politikwissenschaften studiert. Und die empirische Sozialwissenschaft nicht nur als Beruf, sondern als ihre Leidenschaft entdeckt. Nun forscht sie am Institut für Staatswissenschaften der Uni Wien. "Sicher spielt das private Umfeld bei Wahlentscheidungen eine Rolle", sagt sie. "Aber bedenkt man, wie viel Zeit man im Beruf verbringt, stellt sich auch die Frage nach dem Einfluss des Arbeitsplatzes." Und inwiefern Parteien heute die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen von Berufsgruppen vertreten.

Gerd Mathias Micheluzzi, 32

Der Schlagschatten (den ein beleuchtetes Objekt auf ein anderes projiziert) in Gemälden fasziniert Gerd Mathias Micheluzzi. Seine Darstellung berge eine Fülle an faktischen Informationen und sei in religiösen wie philosophischen Vorstellungen verwurzelt. Das Wissen darüber ist jedoch lückenhaft. "Das ist vermutlich der Flüchtigkeit des Phänomens und der kausalen Abhängigkeit vom Licht geschuldet", sagt der Tiroler, der am Kunsthistorischen Institut der Uni Wien forscht. Eine systematische Untersuchung fehle. Die Annahme seiner Wiederkehr zu Beginn des 15. Jahrhunderts möchte der Kunsthistoriker widerlegen. Dazu untersucht er verschiedenste Aspekte des Schlagschattens an Beispielen aus der Spätantike und dem Spätmittelalter. Samt literarischen, philosophischen und kunsttheoretischen Quellen.

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