Reisebus gegen Rennwagen
vom 22.03.2017
Internationale Hochschulrankings sind seit über zehn Jahren fester Bestandteil des hochschulpolitischen Diskurses. Sie scheinen eine einfache Antwort auf die recht komplizierte Frage zu geben, welche Unis die "besten" der Welt sind. Die meist von großen Medienagenturen herausgegebenen Rankings werden in der Öffentlichkeit wahrgenommen und allzu oft als verlässliche Vergleichszahl für akademische Leistung von Hochschulen und deren internationales Standing angesehen. Studierende nutzen sie als Orientierungshilfe bei der Uni-Auswahl. Gute Positionierungen werden als "Qualitätssiegel" für Abschlüsse und die Forschungsleistung erachtet. Die Bedeutsamkeit von Rankings ist im asiatischen und anglo-amerikanischen Raum ausgeprägter, steigt aber auch hierzulande. Aktuelles Beispiel ist der Plan A von Bundeskanzler Kern, der als Ziel vorgibt, zumindest drei österreichische Unis unter den Top 100 weltweit zu positionieren.
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unis zu fördern, ist eine sinnvolle hochschulpolitische Ambition. Rankings als Maßzahl für den Erfolg herzunehmen ist es aber nur eingeschränkt. Sie bilden nur einen kleinen Teilaspekt ab. Unabhängig von der oft angebrachten Kritik an Methodik und Datengrundlage, vergleichen sie nicht vergleichbare Einrichtungen. So werden kleine, spezialisierte Universitäten mit großen, fachlich breit aufgestellten Hochschulen verglichen. Genauso wie private Universitäten, die sich vor allem über Studiengebühren erhalten, mit öffentlich finanzierten Einrichtungen. Auch nationale Rahmenbedingungen wie der offene Hochschulzugang in Österreich werden meist nicht berücksichtigt.
Das resultiert in einem Kampf um die besten Platzierungen unter ungleichen Voraussetzungen. Wie bei einem Autorennen mit unterschiedlichen Fahrzeugen. Einzige Teilnahmebedingung: Alle müssen 300 PS haben. Es starten ein Sportwagen, an den keine weiteren Anforderungen außer Schnelligkeit gestellt werden, und ein Reisebus, der per Gesetz mindestens 80 Sitzplätze haben und alles und jeden transportieren muss, notfalls mit einem zusätzlichen Anhänger. Die Rennleitung interessiert aber nur, wer als Erster ins Ziel kommt. Welches Auto wird wohl schneller sein?
Offen ist die Frage nach einer Alternative. Die Rankinganbieter haben die Kritik teilweise aufgenommen und bieten zusätzlich immer mehr kleinteilige Rankings an, die einzelne Fachbereiche, geografische Regionen oder nur junge Universitäten reihen. Ein guter Ansatz, aber nicht weitreichend genug. Sich an anderen Einrichtungen zu messen ist wichtig und sinnvoll für Universitätsleitungen. Dafür sollten aber nur vergleichbare Einrichtungen, basierend auf soliden Daten und mit transparent berechneten Indikatoren, herangezogen werden. Internationale Hochschulrankings bieten das in der vorliegenden Form meist nicht.