Religion als Therapie und Kritik
Die Kirche in einer neuen Rolle? Muss sie sich historisch und sozial neu positionieren?
Ein Dichter versucht sich am Gedankengeflecht eines Wissenschafters
Am Anfang war das Wort. Und dann kam Oswald Egger, Autor mit deutlichem Bezug zu Mathematik und Metaphysik. Es geht um die 1714 veröffentlichte Monadologie des Gottfried Wilhelm Leibniz: "Zu Beginn des ersten Tages war die 1, das heißt Gott. Zu Beginn des zweiten Tages war die 2, denn Himmel und Erde wurden während des ersten geschaffen." Wie es um das Verhältnis von Gott und Welt, von Ich und Nichts bestellt ist, lässt sich auch denkend dichten: "Monade ist ein Loch durchs Nichts, das ist, und die Gegenwart des Jetzt istert wie ein Loch durch ein Loch in einem Loch ( )."
Oswald Egger: Harlekinsmäntel und andere Bewandtnisse
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017,183 S.
Eine Wiener Journalistenlegende erinnert an Stationen seines Lebenswegs
Eric Hobsbawm nannte Franz Marek einen "Helden des 20. Jahrhunderts". Dessen Erinnerungsfragmente führen ins galizische Przemyśl, wo er als Ephraim Feuerlicht in einer jüdischorthodoxen Familie geboren wurde. Im "Roten Wien" wird er Marxist, nach dem Februar 1934 Kommunist, während der Besetzung Frankreichs Mitglied der Résistance. Der Wiener Kommunist des Jahres 1945 revidiert seinen Kampf für den Sozialismus spät und wird zum Vordenker des Eurokommunismus. Als Chefredakteur der Zeitschrift Wiener Tagebuch ist Franz Marek bis heute eine Legende.
Franz Marek: Beruf und Berufung Kommunist.
Hg. M. Graf, S. Knoll, Verlag Mandelbaum, Wien 2017,348 S.
Nach Rotem und Nazi-Wien nun das Wien im Ständestaat
Das Wien um 1900, das "rote" Wien und das der Nazis sind hinreichlich erforscht. Nur das "schwarze" Wien des Ständestaates zwischen 1934 und 1938 harrte noch der Erforschung wie die zentralen Verkehrsplanungsvorhaben Wiental-und Höhenstraße sowie die 1937 eröffnete Reichsbrücke. Am imposantesten geriet Clemens Holzmeisters austrofaschistischer Monumentalbau des heutigen Funkhauses in der Argentinierstraße im vierten Bezirk. Die Kirche hinter der Stadthalle wurde nach der Ermordung Engelbert Dollfuß' zur Seipl-Dollfuß-Gedächtniskirche stilisiert.
Andreas Suttner, Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat 1934-1938
Böhlau, Wien 2017,288 S.
Ein Zeitzeugengespräch über Leben und Werk der bedeutenden Künstlerin
Die Keramikerin Maria Biljan-Bilger (1912-1997)gehört zu den großen Künstlerinnen Österreichs. Der Versuch, auf republikanischer Seite in den Spanischen Bürgerkrieg zu ziehen, misslingt. An ihrer Gesinnung während des Nationalsozialismus lässt sie keinen Zweifel: Sie versteckt den italienischen Fremdarbeiter Wander Bertoni. Weitere Stationen: Gründungsmitglied des "Art-Club", Biennale-Teilnahme, Zusammenarbeit mit Architekten wie Roland Rainer, Leitung des Bildhauersymposiums St. Margarethen, Professur an der Angewandten.
Kontemplation in Stein. Die Bildhauerin und Keramikerin Maria Biljan-Bilger.
Müry Salzmann, Salzburg 2017, CD