: BRIEF AUS CAMBRIDGE

Wie altruistisch kann eine Elite-Universität sein?

Erasmus-Stipendiat und Bachelor-Student Lukas Schöppl schreibt vom Jesus College der Universität Cambridge über britische Eliteausbildung

Lukas Schöppl
vom 15.11.2017

Neben prestigeträchtigen Colleges, den atemberaubenden Gebäuden und der exzellenten Lehre ist die Uni Cambridge auch für ihre Student-Societies bekannt. Für alle denkbaren Aktivitäten gibt es eine Society. Neben den Sportarten, allen voran Rudern, Rugby und Real Tennis gibt es die elitären Drinking Societies sowie ein paar Exoten. So kann man Mitglied der "Massage Society" werden, oder in der "Bell Ringing Society" die Glocken läuten lassen. Wohltätige rekrutieren auf der Society-Messe "Freshers' Fair" neue Mitglieder.

Eine davon ist die "Effective Altruism Society". Effektiver Altruismus ist eine philosophische Denkschule, die von Philosophen wie Peter Singer und Thomas Pogge gepredigt und praktiziert werden. Dahinter steckt die Idee, Zeit und Geld einzusetzen, um die größtmöglichen positiven Auswirkungen auf sein Umfeld zu bewirken, etwa mit Spenden. Die altruistische Maxime: Das Leben möglichst vieler besser machen. Ein Unterfangen, das mit den Einstiegsgehältern nach einem Abschluss von Oxbridge mehr als machbar scheint.

In der Praxis bewirkt dieses earning-to-give-Prinzip potenziell Ungerechtigkeit. Man strebt eine steile Karriere an und ist womöglich bereit, dies in einem unethischen Konzern zu tun.

Das Paradoxon wird konkret, wirft man einen Blick auf die Investitionen von Colleges der Oxbridge-Unis in Unternehmen. Wie die Uni-Zeitung The Tab aufdeckte, flossen rund 1,4 Millionen Pfund vom Homerton College allein in direkten Beteiligungen an den Ölkonzern "National Oilwell Varco". Das Selwyn College, an dem Schauspieler Hugh Laurie seine Studienzeit verbracht hat, investiert jährlich 830.000 Pfund in den Tankstellengiganten "Shell". Nicht sehr altruistisch.

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