: ANTHROPOLOGIE

Sie kamen, sahen und siegten. Oder war es doch ganz anders?

Neue Forschungen zeigen: Die Zuwanderer vor rund 8.500 Jahren eroberten Europa friedlich und vereinigten sich mit Einheimischen

Jochen Stadler
vom 25.04.2018

Menschen kommen überfallsartig auf der Balkanroute nach Europa und verdrängen die heimische Bevölkerung. Was wie ein Traum rezenter Rechtspopulisten klingt, glaubten auch Archäologen von der Besiedelung Europas durch anatolische Bauern vor 8.500 Jahren, inklusive rascher und gründlicher Auslöschung der ansässigen Jäger und Sammler. Das Erbgut der damaligen Menschen erzählt aber eine andere Geschichte, so ein Forscherteam im Wissenschaftsjournal Nature: Die Ankömmlinge mischten sich friedlich mit den Einheimischen.

Mancherorts geschah dies sofort, anderswo erst Jahrhunderte später, so Ron Pinhasi vom Department für Anthropologie der Universität Wien. Mit David Reich von der Harvard Medical School leitete er eine Studie, in der ein vielköpfiges Forscherteam die "alte DNA" von 225 menschlichen Überresten aus Südosteuropa und angrenzenden Gebieten (inklusive dem österreichischen Weinviertel) sequenzierte und analysierte.

Er sei überrascht gewesen, dass man darin die zuvor ansässigen Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit erkennen kann, sagt Pinhasi. Denn aus archäologischer Sicht waren die Fundorte alle jungsteinzeitlich. Doch hier waren Menschen mit Jäger-und Sammlererbe neben den Bauern begraben. Sie ließen sich also zur Landwirtschaft bekehren und waren integriert. Dies zeige, dass die Einwanderer und Ansässigen von Beginn an friedlichen Kontakt hatten.

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