: BRIEF AUS CAMBRIDGE

A Farewell to Cambridge mit Ruderregatten und exklusiven Bällen

"A Farewell to Cambridge" ist ein Gedicht des chinesischen Dichters Xu Zhimo aus 1922. Chinesische Touristen erweisen ihm die Reverenz

Lukas Schöppl
vom 27.06.2018

Die beeindruckende Kapelle von King's College ist wohl das beliebteste Fotomotiv der Touristen in Cambridge. Nachdem eine Gruppe chinesischer Touristen das sakrale Gebäude abgelichtet hat, pilgert sie zu einem unscheinbaren Stein, der kurz nach der Brücke über den River Cam am Wegesrand liegt. Auf dem Stein ist etwas in chinesischen Schriftzeichen gemeißelt. Die meisten Studierenden und Touristen ignorieren diesen Stein. Doch für alle chinesischen Besucher gehört er zum Pflichtprogramm. Er ist dem Dichter Xu Zhimo gewidmet, der von 1921 bis 1922 in Cambridge studiert hat. Als er die Heimreise antritt, schreibt Xu das Gedicht "A Farewell to Cambridge" und stirbt kurze Zeit später bei einem Flugzeugabsturz. Auch für mich ist die Zeit in Cambridge beinahe vorbei. Zeit, Abschied zu nehmen. Nachdem alle ihre Prüfungen absolviert haben, finden in den letzten Wochen des Trimesters Ruderregatten, Gartenpartys und die May Balls statt. Jedes College hält seinen eigenen exklusiven Ball ab. Für ein Ticket muss man bis zu 150 Pfund hinblättern, Essen und Getränke ebenso inkludiert wie (mittel-)große Music-Acts und ein einzigartiges College-Ambiente. Auch ohne diese Veranstaltungen, deren Preis einen ja förmlich dazu zwingt, Spaß zu haben, werde ich die Universitätsstadt in guter Erinnerung behalten. Ein "Farewell" ist zwar ein "Lebewohl", aber das muss ja nicht heißen, dass ich nie wieder zurückkomme. Und den Ryanair-Flug nach Hause überlebe ich hoffentlich auch.

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