WISSENSCHAFTLICHE BÜCHER AUS ÖSTERREICH

EMPFEHLUNGEN VON ERICH KLEIN

vom 22.05.2019

"Ich fürchte niemanden." Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht

In "Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin von ihr selbst erzählt" schildert Adelheid Popp (1869-1939) die katastrophalen Bedingungen von Fabrikarbeit ab dem zehnten Lebensjahr aus eigener Erfahrung. Mit siebzehn hält die Sozialistin aus Inzersdorf ihre erste Rede über die Lage der Arbeiterinnen. Als Redakteurin der "Wiener Arbeiterinnen-Zeitung" wird sie 1895 wegen "Herabwürdigung der Ehe und Familie" zu zwei Wochen Arrest verurteilt. Die Biografie zeichnet Adelheid Popps Leben und Wirken als Frauenrechtlerin bis zu ihrem Einzug ins Parlament 1919 nach.

Gernot Trausmuth: "Ich fürchte niemanden", Mandelbaum Verlag 2019,304 S.

Austrian Environmental History Contemporary Austrian Studies, Vol. 27

Es beginnt mit einem Überblicksessay über Österreichs Umweltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dann kommen Fallstudien zu Tirols Bergen aus der Sicht von Volkskunde bis historische Demografie; wie der Wintertourismus Vorarlberg veränderte, oder welche Auswirkungen der Marshall-Plan auf die Holz-und Papierindustrie hatte. Spektakulärste Entdeckung über das Land am Strome: Eine materialreiche und komplexe Darstellung des Donauafens Wien als militärische Infrastrukturplanung von den Habsburgern über die Nazis bis in den Kalten Krieg.

Marc Landry, Patrick Kupper (Hg.): Austrian Environmental History, innsbruck university press 2018,366 S.

Otto Ender 1875-1960. Landeshauptmann, Bundeskanzler, Minister. Untersuchungen zum Innenleben eines Politikers

Die erste Niederlage des Otto Ender (1875-1960) als Vorarlberger Landeshauptmann war der von der Schweiz abgelehnte Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz (81 Prozent der Bevölkerung hatten 1919 dafür gestimmt). Der Rechtsanwalt wurde als Mitglied des Bundesrates zum begeisterten Föderalisten. Ender -in den Jahren 1930/31 Bundeskanzler und 1933/34 Sozialminister im Kabinett Dollfuß -galt in der christlich-sozialen Partei als Demokrat, war aber maßgeblich an der Zerstörung der Demokratie beteiligt. Der Grund: Ender war überzeugt, dass "das Volk" dafür noch nicht reif sei.

Peter Melichar: Otto Ender 1875-1960, Boehlau 2018,369 S.

In Schnee und Eis. Die Himalaja- Expedition der Brüder Schlagintweit

Zunächst waren die drei Söhne eines Münchner Augenarztes, Hermann, Adolph und Robert Schlagintweit, gute Bergsteiger. Ihre wissenschaftlichen Publikationen über die Ostalpen erregten 1850 das Interesse des Alexander von Humboldt. Auf seine Vermittlung und im Auftrag der East India Company reisten die Schlaginweits drei Jahre nach Indien und überquerten als erste Europäer die Gebirgskette des Karakorum. 14.777 Exponate in fünfhundertzehn Holzkisten sind die Ausbeute der "achtenswerten Pioniere". Dokumentarisch genau und spannend erzählt.

Rudi Palla: In Schnee und Eis. Die Himalaja-Expedition der Brüder Schlagintweit, Galiani 2019,192 S.

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