CHRISTIAN ZILLNER : EDITORIAL

Apokalypso

vom 23.10.2019

Der eine sagt "Apokalypse" und meint den Untergang. Der andere versteht das Wort als "Offenbarung". Der eine sieht in der Apokalypse ein moralisches Versagen, der andere die Chance, neue Technologien oder gesellschaftliche Strukturen einzuführen. So ist es auch mit dem Klimawandel oder der Klimakrise.

Die Demonstranten der Freitagsbewegung, ein Korrektiv zum gemeinen Robinson Crusoe auf unserer kosmischen Insel Erde, beklagen das moralische Versagen ihrer Elterngeneration angesichts der globalen Erwärmung. Einige von ihnen nutzen es, um Anliegen wie den Verzicht auf das Essen von Tieren moralisch durchzusetzen.

Die anderen erhoffen sich vom Klimawandel den Durchbruch neuer Technologien, besonders in der Energieproduktion und im Verkehr. Und die sogenannten "Leugner des Klimawandels" wollen einfach, dass es so bleibt wie bisher.

Die Klimakrise ist für alle eine Chance, ihre Ziele einzufordern und in die Praxis umzusetzen. Natürlich spießt es sich wie immer an den Zielen. Da sie menschlich sind, laufen sie einander zuwider. Für diesen Fall wurde die Politik erfunden. Ihre Kunst besteht darin, dafür zu sorgen, dass keiner seine Ziele durchsetzen kann. Da die Welt ständig untergeht, ist das eine nervenaufreibende Aufgabe.

Mehr aus diesem HEUREKA

12 Wochen FALTER um 2,17 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!