MATHEMATIK

Die Analyse der Signale

José Luis Romero untersucht Datensätze wie eine Partitur

USCHI SORZ
vom 23.10.2019

"Nicht nur in der Musik, auch in anderen Bereichen kann man grundlegende Komponenten erkennen, die sich mit der Zeit ändern", sagt José Luis Romero, "etwa in der Telekommunikation oder bei medizinischen und geologischen Messungen". Der Argentinier ist Universitätsassistent an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien und Projektleiter am Institut für Schallforschung der ÖAW. Sein Spezialgebiet heißt Zeit-Frequenz-Analyse. Diese nutzt Darstellungen von Daten und Signalen, die einer Musikpartitur sehr ähnlich sind. Jedem Bestandteil wird eine gewisse Rolle in der "Komposition" zugeordnet, jedes Signal in sogenannte Frequenzen zerlegt. Was bedeutet es für das Gesamte, wenn es sich verändert?

"Auch zufällige Phänomene sollten so eine Partitur haben", sagt Romero. Genau damit befasst er sich in seinem aktuellen Projekt, für das er heuer einen START-Preis des FWF erhalten hat. Er will darin nicht nur bestehende Probleme der Zeit-Frequenz-Analyse untersuchen, sondern dieses mathematische Werkzeug auch für neue Bereiche erschließen, die zum Beispiel in der Akustik oder Physik wichtig sind.

Nach der Promotion in Buenos Aires und einem Aufenthalt an der University of Maryland, USA, hat ein Lise-Meitner-Stipendium Romero 2013 nach Wien gebracht. "Viele Grundlagenforschungsförderungen, zu denen auch das START-Programm des FWF zählt, machen Österreich attraktiv für internationale Forscher", meint er. Die Mathematik hat er erst nach einem Umweg über die Computerwissenschaft für sich entdeckt. "Im Gymnasium betrachtete man mathematische Logik als überflüssig, und Rechnen fand ich langweilig", erzählt der 37-Jährige. Weil er gern programmierte, hatte er zuerst Informatik inskribiert. In den dafür nötigen mathematischen Grundlagenkursen fand er, was ihn dauerhaft fesseln sollte: die formellen und logischen Aspekte seines heutigen Fachs.

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