FREIBRIEF

Jetzt, jetzt!

FLORIAN FREISTETTER
vom 23.10.2019

Schön, dass sich jetzt auch die Politik überlegt, wie man der Klimakatastrophe begegnen kann. Das ist allerdings eine Fleißaufgabe. Denn die Sache ist längst geklärt.

Das Phänomen der vom Menschen verursachten Erwärmung der Erde ist der Wissenschaft seit Jahrzehnten bekannt. Wir kennen die Ursachen. Wir kennen die Auswirkungen. Und wir wissen auch, was wir dagegen tun müssen, nämlich dafür zu sorgen, dass weniger Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen werden als jetzt.

Wir kennen ihre Quellen: Energie, Verkehr, Lebensmittelproduktion etc. Es existieren auch Technologien und Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß in diesen Bereichen senken könnten. Wir wissen, was zu tun ist. Aber wir tun es nicht.

Wir warten immer noch auf ein Wundermittel, das die Probleme löst, ohne dass wir etwas verändern müssen. Das gilt ganz besonders für Politikerinnen und Politiker, die den Klimawandel nicht mehr ignorieren können, aber auch nichts tun wollen, das den Menschen missfallen könnte. So verlagern sie die Problemlösung in die Zukunft.

Die einen wollen zur "Wasserstoffnation" werden, andere versprechen saubere Energie aus Kernfusionskraftwerken. Freilich sind diese Technologien weit davon entfernt, gegenwärtig einen relevanten Beitrag zur CO2-Reduktion leisten zu können.

In der Zukunft jedoch ist es zu spät. Der Klimawandel ist jetzt ein Problem. Wir müssen mit der Lösung daher jetzt beginnen. Die einzigen, die sich derzeit mit der nötigen Konsequenz für sofortige Maßnahmen einsetzen, sind momentan nicht wahlberechtigt: die Jugendlichen von "Fridays for future". Immerhin erzeugen sie Druck -und der ist nötig.

"Jetzt" mag ein unangenehmer Zeitpunkt für Politikerinnen und Politiker sein, da sie bei Maßnahmen in der Gegenwart auch die späteren Konsequenzen tragen müssen. Aber wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird es später einfach nur umso schlimmer.

Der Klimaschutz wird uns alle etwas kosten. Aber aus Angst davor nun gar nichts oder zu wenig zu tun, wird auf jeden Fall noch kostspieliger werden. Denn es ist wohl klar: Lange werden wir die Lösung unserer Probleme nicht mehr der Zukunft aufbürden können.

MEHR VON FLORIAN FREISTETTER: HTTP://SCIENCEBLOGS. DE/ASTRODICTICUM-SIMPLEX

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