Verschwörung der Verlierer
Wenn im Sport verloren wird, sind schnell Verschwörungstheorien bei der Hand
Die Vorgeschichte der FPÖ im österreichischen Parlamentarismus
Braune Flecken? Am Anfang stand der von Herbert Kraus und Viktor Reimann (Vorkämpfer für "entrechtete" Nationalsozialisten) gegründete Verband der Unabhängigen (VdU). Das Auffangbecken für ehemalige Nazis, um deren Stimmen nicht alle Parteien gleichermaßen buhlten, war ab 1949 im Parlament vertreten. Zentraler politischer Akteur und erster Obmann der im April 1956 daraus hervorgegangenen FPÖ ist der verurteilte Ex-NS-Minister Anton Reinthaller. Die Frühgeschichte einer Partei samt Schlaglichtern auf die Republik bis zur "Liederbuchaffäre".
Margit Reiter, Die Ehemaligen. Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ Wallstein 2019,392 S.
Eine Graphic Novel über einen Fotografen im KZ Mauthausen
Der junge katalanische Photograf Francisco Boix, Franco-Gegner und Resistant, fällt unter die Rubrik "Rotspanier", als er von der Gestapo verhaftet und 1941 nach Mauthausen verbracht wird. Dort fotografiert er für den Erkennungsdienst des SS-Hauptscharführers Ricken Häftlinge, Lageralltag samt "Selbstmördern" und SS-Aufseher und im Mai 1945 mit einer gestohlenen Leica die Befreiung des Lagers. Beim Mauthausen-Prozess in Dachau legte Francisco Boix Zeugnis ab. Einige der viertausend erhaltenen Fotos wurden in der Graphic Novel nachgezeichnet.
Pedro J. Colombo, Aintzane Landa, Salva Rubio, Der Fotograf von Mauthausen bahoe books 2019,176 S.
Ein Psychogramm des Menschen Otto Wagner
"Liebes gutes edles braves Louiserl" - Das ist die letzte Ehefrau von Otto Wagner, Wiens erstem Baumeister um 1900. Erst kürzlich hat er für die zwanzig Jahre Jüngere einen Witwensitz errichtet. Im August 1915 bekommt sie eine Krebsdiagnose. Wagners "Tagebuch der Krankheit" zeigt den verzweifelt Liebenden und ein erschütterndes Bild: Der Architekt hofft auf Sieg im Ersten Weltkrieg, freut sich retrospektiv über Franz Ferdinands Tod. Sich selbst zeichnet er als "alt, gebrechlich, lieblos", voller Wut auf Kriegsgewinnler, paranoid und antisemitisch.
Otto Wagner, Andreas Nierhaus, Alfred Pfoser (Hg.): Meine angebetete Louise! Residenz Verlag 2019,312 S.
Die Autobiografie des Schriftstellers Felix Mitterer
Anfang der 1970er Jahre war in einem Tiroler Fremdenverkehrsort "kein Platz für Idioten". Der 1948 geborene Dramatiker Felix Mitterer, Sohn eines rumänischen Flüchtlings und einer Landarbeiterin, die das Kind der besten Freundin schenkt, erzählt sein Leben: Ein Lehrer weckt den Traum des begabten Geschichtenerzählers, Schriftsteller zu werden. 1977 feiert er mit "Kein Platz für Idioten" sein Bühnendebüt. Vierzig Stücke folgen, Drehbücher und der Erfolg der "Piefke-Saga", Beziehungen, die "Flucht" nach Irland und der Kauf eines Hauses im Weinviertel.
Felix Mitterer, Mein Lebenslauf Verlag Haymon 2018, 528 S.