"Es geht immer wieder um die Frage, wer für die Krankheit verantwortlich ist"
Genetische Studien bestätigen, dass Magersucht teils vererbt wird. Aber was bedeutet das für die Therapie und Familie?
Bei Geheimbünden denkt man an Männerbünde des Westens wie llluminaten, Bilderberger, Templer, Rosenkreuzer und den Freimaurerbund. Wobei Letzterer laut Eigendefinition kein Geheimbund ist. Der Illuminaten-Orden wurde 1776 von Adam Weishaupt gegründet. Seine Mitglieder setzten sich ausschließlich aus ehemaligen Freimaurern zusammen. Auch die Bilderberger sind kein Geheimbund, sondern ein jährliches Treffen von Personen aus Wirtschaft, Politik und Medien.
Geheimbünde in Europa: Templer und Freimaurer
Die Templer, ursprünglich ein Kreuzritterorden, fanden 1413 in Frankreich durch König Philipp "den Schönen" ein brutales Ende. Von ihrer Lehre weiß man wenig, es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen. Vermutungen ergingen sich in Vorstellungen wie "sie bespuckten das Kreuz","trieben perverse Sexspiele und frönten Alkoholorgien". Die Idee dieses geistlichen Ritterordens scheiterte am Misstrauen von weltlichen und kirchlichen Machthabern.
Manche Freimaurerforscher wollen im Bund der Freimaurer einen Nachfolger des Templerordens sehen. Es gibt jedoch keine wissenschaftliche Meinung dazu, nicht einmal die Freimaurer selbst können sich auf ihren Ursprung einigen. Die meisten nehmen an, sie kämen aus den "Bauhütten des Mittelalters". Vielen gelten die Freimaurer als Geheimbund, dem man von Zeit zu Zeit allerlei Ungeheuerlichkeiten vorwirft: Sie seien "Weltverschwörer" oder "Erzfeinde des kirchlichen Glaubens".
Geheimbünde in Afrika: Angefeindet von Muslimen
Im Unterschied zu den westlichen finden die zahlreichen Geheimbünde in Afrika selten mediale Beachtung, da sie kaum bekannt sind. Erwin Ebermann vom Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien befasst sich seit Langem mit diesem Thema. Er erklärt, dass in den meisten afrikanischen Kulturen Geheimbünde vorkommen. Da über sie nichts niedergeschrieben ist, lässt sich ihr Alter kaum abschätzen.
Ihr Schwerpunkt liegt auf der Erziehung zur Bewahrung von Kultur und traditionellen Werten sowie deren Schutz. Diese Bünde haben sich der Geheimhaltung verschrieben, da sie auch Überlebensstrategien im Krisenfall diskutieren. Mitglieder solcher Geheimbünde werden bei Androhung schwerer Strafen angehalten, keinesfalls Informationen nach außen dringen zu lassen. Sie sehen sich in islamisch regierten Ländern oder Ländern mit muslimischer Mehrheit von offiziellen Stellen und Mitmenschen mit Heidentum, schwarzer Magie und Hexerei assoziiert und werden häufig bekämpft. Mitglieder solcher Geheimbünde sehen kein Problem darin, als Muslim Mitglied eines Geheimbunds zu sein.
Die Geheimbünde der Bambara-Kultur in Mali
Die Bambara sind das zahlenmäßig größte Volk Malis, ihre Sprache ist die wichtigste im westlichen Afrika. Ebermann hat bei seinen Forschungen unter den Bambara der Region Beledougou fünf Geheimbünde ausgemacht. Beim Eintritt in einen dieser Geheimbünde verpflichten sich die ausschließlich männlichen Mitglieder, alle Vorgänge innerhalb des Bundes geheim zu halten. Die Treffen finden in nur den Geheimbündlern vorbehaltenen Wäldchen statt, die außerhalb der Geheimbundtreffen niemand, nicht einmal die Mitglieder eines Bundes betreten darf.
Alle fünf Bünde haben einen eigenen Fetisch in Form einer Maske. Sie verkörpert in ihren Vorstellungen die magische Kraft ihres Bundes. In diesem Zusammenhang ist der Begriff "Fetisch" mit dem Begriff "Symbol" bei westlichen Geheimbünden wie den Freimaurern vergleichbar.
Vom Wissen der Vorfahren lernen und es anwenden
In den ersten Geheimbund, Ntomo, treten männliche Kinder mit etwa sechs bis sieben Jahren ein. Danach steigen sie in den "Mere" auf und landen mit der Geschlechtsreife im "Komo". Man erlernt darin Achtung vor Autoritäten und Werten sowie praktisches Wissen, etwa über die Wirkung von Pflanzen sowie magische Kenntnisse. Die Wissensvermittlung erfolgt laut Ebermann meist durch 'learning by doing'.
Zu den Lernzielen gehört auch die Vorsicht im Umgang mit Fremden. Dies ist der Geschichte Malis geschuldet: Über ein Jahrtausend lang war Mali das Zentrum großer, international angesehener Reiche, etwa des Königreichs von Mali zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Damals herschte in einer Region von rund zwei Millionen Quadratkilometern Reisesicherheit. Damit war es vorbei, als die Ordnung ab dem 18. Jahrhundert zusehends zerfiel. Reisen konnte richtig gefährlich sein -und Reisende auch.
Daher erzieht man die Kinder im Ntomo dazu, Fremden gegenüber stets wachsam zu sein. Am Ende der mehrtägigen Ntomo- Initiation steht ein großes Festessen, zu dem man auch einen unbekannten alten Mann aus einem fernen Dorf einlädt. Dieser plaudert mit den Jungen, die sich von der Anerkennung durch den Alten geschmeichelt fühlen. Passen sie jedoch nicht auf, streut er ihnen "Gift" ins Essen, das zu tagelang anhaltenden Bauchschmerzen führt.
Bei den Treffen der Geheimbünde sollen die Burschen auch lernen, Wissen aus Andeutungen zu gewinnen. Dies trägt zur Stärkung ihrer Überlebensfähigkeit bei. So wandert das Oberhaupt eines Geheimbundes während der mehrtägigen Geheimbundtreffen mit den Jungen umher und erklärt ihnen dabei die Natur. Unterwegs erwähnt er wie nebenbei, dass eine bestimmte Pflanze einen Saft enthalte, der bei großer Hitze sehr wohltuend wirke, sobald man sie zerkaut. Zwei Tage später lässt er ohne Vorankündigung ein langes Bett aus Kohlenglut aufschütten. Dann eröffnet er den jungen Burschen, dass nun eine Herausforderung auf sie wartet: Sie müssten sich darauf vorbereiten, bloßfüßig über diese Kohlenglut zu laufen. Wer sich von den Jungen an die Bemerkung über die Pflanze mit dem wohltuenden Saft erinnert, sucht danach, zerkaut sie und reibt sich mit dem Saft die Fußsohlen ein. Er schützt sie für etwa eine Minute vor den glühenden Kohlen. Wer die Bemerkung vergessen hat, lernt durch verbrannte Fußsohlen.
Der wichtigste Geheimbund bei den Bambara der Region Beledougou ist der schon erwähnte Komo. In diesem Geheimbund bleibt ein Mann sein ganzes Leben lang. Dabei durchläuft er insgesamt sechs verschiedene Initiationsstufen. Sie dienen dazu, ihn darauf vorzubereiten, zunehmend mehr Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen.
Der Wissentransfer verläuft selektiv und meist in Einzelgesprächen zwischen einem erfahrenen und einem jüngeren Mann. Dabei hat der Jüngere zu Beginn zunächst dem Älteren Respekt zu erweisen. Dann erst erfährt er mehr über das Wissen seines "Meisters". Die Zeremonie der Respekterweisung hat einen praktischen Grund. Damit sollen rebellische Jugendliche von der Wissensvermittlung möglichst ausgeschlossen werden. Der Komo wacht über die Einhaltung der traditionellen Normen, teilweise auch mit schwarzer Magie.
Schutz vor schwarzer Magie und der Bund der Weisen
Die wesentliche Aufgabe des Geheimbundes Nama ist der Schutz vor schwarzer Magie. Wenn etwa die Kindersterblichkeit in einer Gruppe stark ansteigt, suchen die Mitglieder des Geheimbundes nach Ursachen., etwa, ob das Unglück durch schwarze Magie hervorgerufen wird. Dabei ziehen der Anführer des Nama-Bundes und Angehörige in einer Trance durch den Ort, um Spuren, Personen und Objekte zu finden, die mit dem Unglück in Zusammenhang stehen. Besonders oft werden allein lebende, alte Frauen verdächtigt, am Kindersterben schuld zu sein.
Als elitärer "Bund der Weisheit und der Weisen" gilt der Kore. Er versucht, Konflikte durch nichtaggressive Ansätze zu lösen, eine Mischung aus Sicherheitsrat und Institut für Friedensforschung. Laut Erwin Ebermann erfüllen afrikanische Geheimbünde eine Funktion als soziales Einigungsinstrument und führen so weit über die Magie hinaus. Sie sind in doppelter Weise gefährdet: Einerseits durch Aufwertung der Wissenschaften, aber mehr noch durch ihr schlechtes Image bei monotheistischen Religionen und bei modernen Gesellschaften.