Leben auf trockenem Boden
Bodenmikroorganismen überstehen auch Durststrecken, doch ihre Artenvielfalt ist bedroht
Tief am Grund von Bergseen liegen Hinweise auf eine frühe Almnutzung in Österreich. Salzburger Forscher untersuchten jahrtausendealtes Pflanzenerbgut in Sedimentbohrkernen aus Alpenseen. Damit konnten sie die Anfänge der Almwirtschaft rekonstruieren. Sie fanden heraus, dass in der Umgebung des Krummschnabelsees auf knapp 2.000 Metern Seehöhe beim Radstätter Tauernpass schon in der Bronzezeit Weidewirtschaft betrieben wurde.
Im Rahmen eines Projekts norwegischer Forscher um Inger Greve Alsos und Scarlett Zetter vom Arctic University Museum of Norway gewann ein Team um Andreas Tribsch vom Fachbereich Biowissenschaften der Universität Salzburg Bohrkerne aus den Böden von österreichischen Alpenseen, darunter besagter Krummschnabelsee. Die Forscher entnahmen Sedimentproben und sequenzierten darin enthaltenes Erbgut (Sediment-DNA)."Es stammt von Pflanzen, die einst rund um den See wuchsen", sagt Tribsch. Beim Krummschnabelsee könne man aus Vegetationsänderungen die menschlichen Aktivitäten rundherum rekonstruieren: In 3.500 bis 3.000 Jahre alten Schichten kommen, verglichen mit älteren Schichten, viele für beweidete Almen charakteristische Pflanzen wie der Weiße Germer vor. "Die Giftpflanze ist ein sehr typisches Weideunkraut in den Alpen", erklärt Tribsch. "Dass er in dieser Epoche massiv auftaucht, ist ein Hinweis auf bronzezeitliche Weidennutzung."