Warum sicher wiederaufbauen, wenn man dieselben Fehler erneut machen kann?
Das Motto vieler heimischer Häuselbauer scheint zu sein, nach einem Wildwasserschaden auf keinen Fall klüger werden zu wollen
Große Teile der europäischen Bevölkerung leben in Städten, deren Klima sich durch höhere Temperaturen, geringere Durchschnittsniederschläge und häufigere Starkregenereignisse verändert. Diese Klimaveränderung verschärft besonders die bereits vorhandenen sozialen Gegensätze in den Städten. Reiche Bevölkerungsgruppen können sich selbst in viel heißeren Ländern behaglich einrichten - mit Klimaanlage und bewässerten Gärten lebt es sich überall gut. In dichten und ärmeren Wohnquartieren hat die Erhöhung der Temperaturen deutlich drastischere Folgen, die in kleinen Wohnungen schlechter ausgeglichen werden können. Abgesehen von ökologischen Nachteilen erhöhen Klimaanlagen die Betriebskosten. Ärmere Menschen, darunter besonders Kinder, haben weniger Wahlmöglichkeiten zur Gestaltung ihrer Freizeit und sind gezwungen, ihre Ferien zu Hause zu verbringen. Die Klimaveränderung ist also zu allererst eine soziale Herausforderung.
Sie verschärft die Aufgabe der Stadtplanung, gerade in dichten Stadtquartieren die Grünraumqualität deutlich zu erhöhen und für Grünraumgerechtigkeit zu sorgen. Grünräume können als natürliche Klimaanlage Abkühlung in der Stadt bewirken. Darum geht es um die Erhaltung von möglichst vielen Großgrünräumen und Parks, ihre günstige Verteilung über die Stadt und ein Netz von Freiräumen, die sie untereinander verbindet, um ihre positiven Effekte nahe zum jeweiligen Wohnort zu bringen.
Beim Wohnbau gilt es, die Begrünung aller Oberflächen wie Dächer, Fassaden und Freiräume zu nutzen, um Abkühlung auch für die Wohnungen zu erzielen. Eine geschickte Anordnung der Grundrisse (Querlüftung) in begrünte Innenhöfe und Atrien bewirkt Abkühlung direkt in den Wohnungen. Sie wird durch die Verdunstungskälte der Pflanzen und ihrer Beschattungseffekte erzielt. Verdunstung ist jedoch nur möglich, wenn gerade im Sommer eine gute Wasserversorgung gesichert ist. Dies ermöglicht das Schwammstadtprinzip: Möglichst viel Wasser auch bei Starkregen im Boden der Stadt zu halten, um als Grundlage für die Verdunstungskälte im Sommer zur Verfügung zu stehen. Durch solche Planungsprinzipien werden die beiden Hauptfragen der Klimaveränderung nachhaltig beantwortet.
Zu Klima und Wasser kommen Ernährung und Biodiversität als Funktionen der zukünftigen Stadt hinzu. Auch Erholung soll möglichst nahe am Wohnort möglich sein. Mit dem Umweltverbund entstehen Synergien zwischen dem nicht motorisierten Verkehr und dem Freiraumnetz in Form von Rad-und Fußwegen als Alleen und lineare Grünräume. Eine klimagerechte Stadt ist eine sozial gerechte Stadt und achtet besonders auf jene Menschen, die nicht so viel Spielraum haben, um auf die Folgen der Klimaveränderung selbst zu reagieren.