Homo adipositatis mit uns
Anthropologie und Genetik zeigen, wann eine effiziente Fettspeicherung nicht nur Nachteile hat
Künstlerische und wissenschaftliche Arbeit haben es unter den Bedingungen der Pandemie nicht leicht, vor allem dort, wo sie über die Vermittlung von Wissen und punktgenauer Kommunikation hinausgeht. An der Akademie der bildenden Künste Wien besteht sie vor allem in der konkreten Form der Auseinandersetzung mit Räumen, Menschen und Materialien.
Etwas leichter fällt es, wenn das Material und die Form ihrer Kommunikation selbst bereits wesentlich digitalisiert sind. An der Akademie haben Projekte zur digitalen Kunstvermittlung, zur Reflexion von Überwachungstechnologien in virtuellen Architekturen, aber auch zur Künstlichen Intelligenz im kuratorischen und künstlerischen Bereich eine neue Plausibilität gewonnen.
Die Anpassung an die besondere Herausforderung der physischen Distanznahme hat die Studienprogramme an der Akademie nicht in Frage gestellt. Es hat sie jedoch temporär verändert und neue Impulse gesetzt. Klarerweise ist eine Situation eingeschränkter Anwesenheit in den Ateliers, Studios und Werkstätten für wesentliche Bereiche einer Kunstakademie nur als Übergang denkbar. Die Verschiebung ihrer thematischen Schwerpunkte und Arbeitsweisen ins Digitale wird das Profil der Akademie vielleicht nuancieren, aber nicht grundlegend verändern können.
Für die visuelle Kunst ist und bleibt die Arbeit in den Werkstätten und die Auseinandersetzung mit anderen Menschen sowie mit den tatsächlichen Werken und Praktiken ausschlaggebend. Die Ausnahmesituation der letzten Monate hat diese Voraussetzungen erschwert - sie hat das Arbeiten in Einzelsituationen und mit digitalen Formaten und kleinteiligem Einzelmaterial in den Vordergrund gerückt und in vielen Fällen auch zeitweilig der Konzeption Vorrang über die materielle Durchführung eingeräumt.
In diesem Sinn hat die Pandemie spezifische Antworten erzeugt. Die Gestaltung neuer räumlicher Situationen für den Unterricht - geteilte Anordnungen zwischen Menschen und Maschinen, zwischen Ko-Präsenz und Distanz -haben neue Diskurssituationen erzeugt. Oft sind die informellen Aspekte, die feinen Nuancen der Kommunikation darüber in den Hintergrund getreten. Künstlerische Projekte haben sich vor diesem Hintergrund in den letzten Monaten aber auch häufig auf den neuen Aggregatzustand des Sozialen konzentriert, der sich mit der Pandemie eingestellt hat: auf Formen der Introspektion und Isolation, der individuellen Naturerfahrung sowie der digital vermittelten Kommunikation samt der daraus resultierenden inhaltlichen Prägungen.
Die Folgen und Bewältigungsstrategien der veränderten sozialen Formation, der existenziellen Verunsicherung und des Digitalisierungsschubs, die diese Pandemie mitverursacht hat, werden die Arbeit der Akademie für einige Zeit beschäftigen. Gerade die thematische Offenheit der Kunst versetzt sie in diese Lage.