Vergessene Welten, blinde Flecken
Medien vernachlässigen die Länder des Globalen Südens in der Berichterstattung
"Hamidou, komm, Afrika machen!", versuchte ein österreichischer Polier in den 1980er Jahren seinen afrikanischen Hilfsarbeiter zum Befeuern eines Ofens mit Flämmteer zu bewegen. Der verstand nur Bahnhof, bis ihm der Deutschsprachige erklärte: "Afrika - heiß, Feuer -heiß, du Afrika machen." Hamidou fragte dann beim Mittagessen in die Runde, wer von den Österreichern wisse, was ein Dativ sei. Selbstverständlich kannte keiner diesen afrikanischen Ausdruck, woher auch, "mir san mir" - wo ist da bitte ein Dativ?
Ein Afrikaner war damals in Wien eine seltene Erscheinung, auch an der Universität, wo Hamidou tätig war. Mittlerweile gibt es erfreulich viele Afrikaner*innen hier, ein Gutteil davon echte Österreicher*innen; wie erfreulich das ist, sei dahingestellt.
In den Wissenschaften spürt man davon noch eher wenig. Ihre großen Vorfahren wie John Locke oder Davis Hume fanden, dass sich Afrikaner vor allem als Sklaven (von *innen war noch nicht die Rede) eignen. Vermutlich hält sich etwas von dieser Weisheit bis heute in den akademischen Zirkeln Europas. Umgekehrt erforscht etwa der Anthropologe Flavien Ndonko aus Kamerun seit dreißig Jahren das Verhältnis der Deutschen zu ihren Hunden -eine großartige wissenschaftliche Leistung.