FREIHANDBIBLIOTHEK

BUCHEMPFEHLUNGEN ZUM THEMA VON EMILY WALTON

vom 26.05.2021

Wie entsteht das "weibliche" Gehirn?

Buben spielen mit Autos, Mädchen mit Puppen; Männer sind besser im Lesen von Karten, Frauen im Lesen von Emotionen -irgendwie hat das etwas mit dem "männlichen" bzw. "weiblichen" Gehirn zu tun. Oder? Gina Rippon, Wissenschaftlerin an der Aston University in Birmingham, bestreitet das Konzept vom je nach Geschlecht unterschiedlichen Gehirn. Anhand neuer Erkenntnisse der Neurowissenschaft zeigt sie, dass es vielmehr die althergebrachten Stereotype sind, die unser Verhalten beeinflussen -und schlussendlich auch unsere Gehirne.

The Gendered Brain: The New Neuroscience that Shatters the Myth of the Female Brain. Gina Rippon. Vintage Press. 448 S.

Haben alle Gehirne weibliche und männliche Anteile?

Jedes ist ein einmaliges Mosaik -und zwar unabhängig davon, ob es im Kopf einer Frau oder eines Mannes angesiedelt ist. Daphna Joel, Professorin an der Universität Tel Aviv, und Luba Vikhanski, Wissenschaftsautorin am Weitzmann Institute in Rechovot (Israel), erklären anhand neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass jedes Gehirn Eigenschaften hat, denen man das Attribut "weiblich" oder "männlich" zuschreiben würde, und dass die jeweilige Summe davon nicht in eindeutig zwei Kategorien, "weiblich" oder "männlich", einzuordnen ist.

Gender Mosaic: Beyond the Myth of the Male and Female Brain. Daphna Joel, Luba Vikhanski. Endeavour. 208 S.

Sind Gehirne von Männern und Frauen grundsätzlich unterschiedlich?

Cordelia Fine, Professorin an der Universität Melbourne (Australien), befasst sich mit der Vorstellung vom "männlichen" und "weiblichen" Gehirn, wodurch vorprogrammiert sei, dass die Hälfte der Bevölkerung eher für Mathematik und die andere fürs Kochen geeignet sei. An Hand von Anekdoten und wissenschaftlichen Erkenntnissen zahlreicher Forschender legt Autorin Fine dar, dass die Gehirne von Männern und Frauen nicht grundsätzlich unterschiedlich sind -sondern von kulturellen und gesellschaftlichen Annahmen unterschiedlich geprägt werden.

Delusions of Gender: How Our Minds, Society, and Neurosexism Create Difference. Von Cordelia Fine. Norton &Company. 338 S.

Der kleine, feine Unterschied aus einer anderen Zeit

Es gibt sie doch -die grundlegenden biologischen Unterschiede zwischen dem männlichen und dem weiblichen Gehirn. Diese Differenzen würden es den Geschlechtern auch unmöglich machen, identische emotionale oder intellektuelle Qualitäten zu haben. Davon waren Wissenschaftlerin Anne Moir, Absolventin der Universität Oxford, und der ehemalige TV-und Radio-Moderator David Jessel überzeugt. 1980 erschienen, gibt das Buch heute einen Einblick in Konzepte einer anderen Epoche -und hilft zu verstehen, wo manche Mythen herkommen.

Brain Sex: The Real Difference Between Men and Women. Anne Moir, David Jessel. Citadel Press. 242 S.

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