Wie unsere Kultur unser Gehirn formt
Warum westliche Kulturen so fundamental anders ticken als die meisten anderen Kulturen der Welt
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Universitäten und ihre Studierenden waren bisher kaum Thema. Man kann dies positiv sehen, weil wir offenbar die Krise gut bewältigt haben: Die Umstellung auf digitale Lehre erfolgte schnell, technisch und inhaltlich ziemlich reibungslos. An der Universität Wien haben sich etwa die Seitenzugriffe auf die E-Learning-Plattform Moodle von täglich 430.000 auf 1,3 Millionen erhöht, die Ladezeit wurde halbiert. Bis zu 50.000 Personen nahmen täglich an 3.000 Videokonferenzen teil, ohne dass es zu Engpässen gekommen wäre. Auch didaktisch erfolgte die Umstellung auf Fernlehre, wie Evaluierungen zeigen, recht zufriedenstellend. Laborlehre fand praktisch durchgehend real statt, dank unseres Testangebots auch in sicherer Umgebung.
Der Wert der Grundlagenforschung zeigte sich darin, wie schnell unsere Wissenschaftler*innen zur breiten Analyse der Folgen und zur Bewältigung der Krise beitragen konnten: von sozial-, wirtschaftsund rechtswissenschaftlichen Aspekten bis zur Mitentwicklung der PCR-Gurgeltests und deren breitem Einsatz an Österreichs Schulen. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, schafften wir die größte personelle und inhaltliche Expansion der Universität Wien seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch über 70 Neuberufungen (nach höchsten internationalen Standards) auf Professuren in Schwerpunktgebieten.
Braucht man sich keine Sorgen zu machen? Doch, denn wir dürfen nicht übersehen, dass ein ganzer Jahrgang neuer Studierender die Universität Wien noch nie von innen gesehen sowie keinen persönlichen Kontakt zu Lehrenden und untereinander gehabt hat. Studium ist auch vor allem eine soziale Erfahrung im Diskurs mit anderen, in der auch Persönlichkeiten gebildet (nicht nur ausgebildet) werden. Diese Möglichkeit gilt es rasch wieder zu schaffen. Wir sind derzeit dabei, 40 zusätzliche Hörsäle mit modernster Technik für "Two-way communication" auszustatten und gemeinsam mit anderen Universitäten in digitale Lehrressourcen zu investieren.
Die Universität Wien ist und bleibt eine Präsenzuniversität, auf Basis unserer Erfahrungen in der Pandemie ergänzt durch digitale Lehre; statt Vorlesungen im Audimax soll digitale Wissensvermittlung mit vertiefter persönlicher Diskussion in kleineren Gruppen kombiniert werden. Das erfordert auch neue Raumnutzungskonzepte.
Auch Forschung lebt vom persönlichen Kontakt, trotzdem ist nicht jede Reise nötig -, ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Wir stehen bei all dem am Anfang, werden intern alles diskutieren, auch in regem Austausch mit unseren internationalen Partnerunis. Nach der Pandemie wird nicht alles so sein wie vorher, wir aber eine international orientierte, forschungsstarke Präsenzuniversität mit attraktiven Angeboten für unsere Studierenden.