Verzicht ist immer freiwillig
Kulturanthropologe Timo Heimerdinger erforscht die Fähigkeit zum Verzicht im Klimawandel
Die Covid-19-Pandemie hat unsere Gesellschaft ziemlich unvorbereitet getroffen. Pläne und Vorbereitungen gegen die Krankheit begannen in den meisten Ländern oft am Nullpunkt. Wie selten zuvor konzentrierte sich das Interesse von Medien und Gesellschaft rasch auf die Wissenschaft. Virolog*innen und Epidemolog*innen sollten umgehend Lösungen anbieten.
Weltweit und erfreulicherweise gelang der Forschung dank vorausgehender jahrzehntelanger Grundlagenforschung rasch eine erfolgreiche Entwicklung von Impfstoffen. Dennoch wurde aber bald auch deutlich, dass die Komplexität des Themas einer wissenschaftlich umfassenderen Antwort, beispielsweise auch hinsichtlich psychischer, sozialer und wirtschaftlicher Fragen, bedarf. Diese Erkenntnis ist vor allem für die Politik wichtig, weil bei ihr nicht nur die Letztverantwortung für die Umsetzung von Einzelmaßnahmen und Regeln liegt, sondern auch die Folgewirkungen für die Gesamtgesellschaft abgewogen werden müssen.
Ein Lockdown aller Bereiche etwa verhindert die epidemiologische Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit, die dadurch bedingten Langzeitschäden von Schulschließungen bei Kindern und Jugendlichen sehen Virolog*innen naturgemäß weniger. Dazu gibt es in Österreich kaum koordinierte Angebote und Antworten.
Eine der wenigen Einrichtungen in Österreich ist die Österreichische Forschungsgesellschaft (ÖFG), wo eine fachübergreifende Zusammenarbeit bereits organisiert und gelebt wird. Einerseits in den "Arbeitsgemeinschaften", die aktuelle Themen erörtern, bei Veranstaltungen beleuchten und die Ergebnisse in Positionspapieren zusammenfassen. Themen, die derzeit bearbeitet werden, betreffen spannende Gebiete wie die "Zukunft der Demokratie", die "Digitale Transformation" "Internationale Beziehungen". Diese Themenstellungen sind nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch höchst aktuell. Nicht zuletzt auch die Frage nach der Weiterentwicklung der österreichischen Außen-und Neutralitätspolitik.
Aus den Erfahrungen der Pandemie ergibt sich auch das Generalthema "Modellbildung und Simulation in den Wissenschaften" beim diesjährigen Österreichischen Wissenschaftstag im Oktober. Dabei sollen fächerübergreifende Antworten angesichts der gegenwärtigen Entwicklung gefunden werden.
Die Arbeit der ÖFG, wie sie in diesem Falter Heureka überblicksartig dargestellt wird, bringt Ergebnisse, durch die sich gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse nicht nur im Rückblick besser verstehen lassen, sondern mit denen sich auch Politik besser planen lässt. Das ist in schwer zu verstehenden Zeiten ein gutes, ja notwendiges Angebot.