BRIEF AUS BRÜSSEL

Finanzierung

EMILY WALTON
vom 23.06.2021

Rund 100 Milliarden Euro wollen die EU-Staaten von 2021 bis 2027 über das Investitionsprogramm "Horizont Europa" investieren. Viel Geld, um das viele Institutionen in ganz Europa sich bemühen werden.

In Österreich wird seit ein paar Monaten um die Verteilung von Forschungsgeldern gerungen, konkret um eine Lösung der Nachfolge für die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. Darüber sind in den vergangenen Jahren mittels Sonderdotierung durch die Österreichische Nationalbank jährlich 100 Mio. Euro geflossen. 2020 ist die Sonderdotierung ausgelaufen, ebenso wie die Zweckbindung eines Teils der Einnahmen aus dem Spitzensteuersatz von 55 Prozent, die zuletzt via Österreich-Fonds 33 Mio. Euro in die Forschung gebracht hat.

Die offene Finanzierungsfrage sorgt in vielen Forschungseinrichtungen für eine "dramatische Situation", sagt Martin H. Gerzabek, Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) Diese erhielt in den letzten drei Jahren jährlich im Schnitt 10,6 Mio. Euro aus den Fonds und noch einmal so viel von Unternehmen. Mehr als ein Drittel des öffentlichen Förderbudgets der CDG kam von NFTE/ÖF. "2021 sind aufgrund des Ausfalls der Stiftungsmittel substanzielle Auswirkungen zu verzeichnen, die nur teilweise durch eine mündlich zugesagte Überbrückungsfinanzierung abgefedert werden können", so Gerzabek: Die Zahl an möglichen Neugründungen liege deutlich unter den planmäßigen elf Schließungen nach regulärer Laufzeit, was eine Reduzierung der Zahl an CD-Labors bedeute.

Eine Petition für eine Finanzierungslösung über einen Fonds Zukunft Österreich wurde in den Sitzungen des Petitionsausschusses des Nationalrats schon mehrmals vertagt, zuletzt am 10.6. Dabei wäre es wichtig, dass rasch gehandelt wird. "Die CDG hebelt im Besonderen die Forschungstätigkeit der bedeutendsten österreichischen Unternehmen für unseren Standort." Der drohende Ausfall einer Forschungsförderung von rund 20 Mio. Euro pro Jahr wäre für den Wissenschafts-und Wirtschaftsstandort "besonders schmerzhaft": Mehr als 400 Arbeitsplätze für Nachwuchswissenschaftler*innen an Unis und FHs sind bedroht, warnt Gerzabek: "Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit wird dadurch grob beeinträchtigt."

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