Die Analyse kleiner Studien
Aus wenigen Daten holt Georg Zimmermann viel Information
Die Samenflüssigkeit lässt nicht nur die männlichen Spermien zur weiblichen Eizelle strömen, sondern beeinflusst sogar das Verhalten der Nachkommen, fand der österreichische Biologe Maximilian Lassi bei Mäusen heraus. Ist die "innere Uhr" bei den Vätern verstellt, haben nämlich auch ihre Jungen einen gestörten Tagesrhythmus, und das liegt nicht an den Samenzellen, berichtet er mit Kollegen im Fachjournal "Science Advances". Lassi brachte bei Mäusemännern die innere Uhr durcheinander, indem er ihnen einen Monat lang mitten in der Schlafenszeit Futter gab. Dann ließ er sie mit Mausdamen paaren und untersuchte den Tagesrhythmus der Nachkommen.
Vor allem bei den Söhnen war die innere Uhr verstellt. "Sie aßen oft in der Zeit, in der sie normalerweise schlafen, also genau um die gleiche Zeit, als ihre Väter immer gegessen hatten", erklärte Lassi, der am Institut für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum in München forscht. Je nach Uhrzeit unterschiedlich stark abgelesene Gene waren bei ihnen mit einer Zeitverschiebung von ungefähr sechs Stunden aktiv. Dadurch hatten sie einen veränderten Tagesrhythmus. "Bei künstlich befruchteten Söhnen, wo wir die Samenflüssigkeit entfernt hatten und nur die Spermienzellen verwendeten, konnten wir diese Ergebnisse nicht bestätigen", so Lassi. Das bedeutet, dass nicht die Spermien, sondern Substanzen in der Samenflüssigkeit den Jetlag verursachten.