GEBIRGSFORSCHUNG

Österreichs Gletscher zerbröseln

Im Sommer verlorene Masse wird im Winter nicht mehr neu gebildet

JOCHEN STADLER
vom 27.10.2021

Durch den Klimawandel schmelzen die Gletscher in Österreich nicht nur immer schneller ab, sie zerfallen oft sogar regelrecht und stürzen in sich zusammen, berichtet Lea Hartl vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)."Nur wenige, sehr kleine Gletscher, die kaum mehr als solche zu erkennen sind, haben sich ein bisschen einem Gleichgewicht angenähert", sagt sie. Diese Exemplare haben in der Regel das Glück, dass sie von Lawinen mit sehr viel Schnee gespeist werden.

Hartl untersuchte mit " Machine Learning"-Algorithmen den Schwund der heimischen Gletscher in den vergangenen Jahrzehnten. Zunächst waren die Verluste noch recht gleichmäßig verteilt, die Fließbewegung konnte das Abschmelzen an den Zungen teilweise ausgleichen. "Das ist immer weniger der Fall", sagt die Forscherin: "Manche Gletscherzungen zerfallen regelrecht." Viele Seitenarme verlören außerdem die Verbindung zu den Hauptzungen.

Gletschertore und andere unterspülte Bereiche stürzen in sich zusammen. Solche Phänomene entfernen die Gletscher immer weiter von einem Gleichgewichtszustand, bei dem sie die im Sommer verlorene Masse in der kalten Jahreszeit wieder dazugewinnen, erklärt die Forscherin: "Die Ergebnisse reihen sich in das Gesamtbild der weltweit rapiden Gletscherveränderungen ein, das kürzlich auch im Bericht des Weltklimarates veröffentlicht wurde."

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