KÜNSTLICHES FLEISCH

Den eigenen Lachs in der Küche drucken

Revo Foods, ein österreichisches Start-up, macht es vor: urbane Lebensmittelerzeugung ohne Töten von Tieren und Umweltbelastung

ORTRUN ANDREA VEICHTLBAUER
vom 27.04.2022

Um die Nahrungsmittelversorgung in Zukunft zu gewährleisten, werden dazu unter anderem Makroalgen, Mangrovenquallen, Halophyten, Insekten, zellbasiertes In-vitro-Fleisch, aber auch durch 3-D-Druck hergestellte essbare Formen aus flüssigen oder halbfesten Lebensmittelmaterialien herangezogen.

So stellt das von Robin Simsa 2020 gegründete Wiener Start-up Revo Foods veganen "Lachs" im 3-D-Biodruckverfahren her. Simsa hat an der Wiener Universität für Bodenkultur, in Frankreich und Spanien studiert und in Schweden und den USA an "cultured meat" geforscht. Nun druckt er "Lachs" im 3-D-Drucker. Dieser basiert auf Extrusion, d. h., eine bewegliche Düse extrudiert eine essbare Masse in einem durch ein 3-D-Modell vorgegebenes Muster, um aus pflanzlichen Zutaten fischähnliche Texturen herzustellen.

Herr Simsa, wie würden Sie den Beitrag von Revo Foods für die Entwicklung einer nachhaltigen und krisenresilienten Gesellschaft beschreiben?

Robin Simsa: Menschen lieben den Geschmack von Fleisch, was den Umstieg auf eine fleischlose Ernährung schwierig macht. Hier setzen Fleischalternativen an: Sie bieten Geschmack und Nährwert ohne das Gefühl, etwas zu vermissen. In unserem Fall ist besonders die Überfischung ein Thema, und wenn unsere Produkte dazu beitragen, dass weniger Fische aus dem Meer gefangen werden, dann haben wir unser Ziel erreicht.

Die persönlichen Hebel bedeuten für Konsument *innen weniger heizen, weniger fliegen, weniger tierische Produkte. Wie passt Ihr Produkt in einen klimafreundlichen Speiseplan?

Simsa: Unsere Produkte sind deutlich klimafreundlicher als konventionelle Fischprodukte. Sie stoßen in der Produktion bis zu 75 Prozent weniger Treibhausgase aus, sparen bis zu fünfzig Prozent Energie und bis zu neunzig Prozent Frischwasser. Außerdem wird die Biodiversität im Wasser erhalten. Fleisch-und Fischalternativen sind in jeder Hinsicht nachhaltiger als tierische Produkte - daher auch ihr große Potenzial.

Aus was besteht der Revo-Lachs?

Simsa: Der Revo-Lachs besteht vorrangig aus Erbsenproteinen, Algenextrakten und pflanzlichen Ölen. Damit erzielen wir auch einen hohen Omega-3-und Proteingehalt, selbstverständlich ohne Schadstoffe wie Quecksilber oder PCBs, die oft in konventionellem Fisch enthalten sind. Da Menschen den Geschmack von Fisch lieben, ist es wichtig, genau diesen Geschmack auch in veganen Lebensmitteln anzubieten, um eine tierfreie Ernährung zu erleichtern. Das Essen ist kulturell geprägt, viele Rezepte basieren auf tierischen Produkten. Damit sich Menschen nicht an neue Ernährung gewöhnen müssen, sollen unsere Produkte genauso wie die tierischen Produkte in Rezepte eingearbeitet werden können.

Trägt das zum Schutz aquatischer Ökosysteme bei?

Simsa: Definitiv. Die Meere machen über 70 Prozent der Erdoberfläche aus und sind auch für das Überleben der Menschen essenziell.

Revo Foods ist ein Beispiel für urbane Nahrungsmittelproduktion. Wie wird die Transformation in diesem Bereich weitergehen? Fischdrucken in Geräten für den innerstädtischen Hausgebrauch?

Simsa: In Zukunft ist der 3-D-Food-Printer für den Hausgebrauch vorstellbar ähnlich wie eine Mikrowelle oder ein Backofen. Man kauft einige Grundzutaten, und der Drucker produziert daraus in kürzester Zeit eine warme Speise. Im Idealfall kann so jeder ohne viel Aufwand eine wohlschmeckende und gesunde Mahlzeit erhalten. Auch hat man eine große Flexibilität bei der Auswahl von Gerichten.

Wird es gelingen, künftige Generationen mit ausreichend gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen?

Simsa: Von tierischen Lebensmitteln wegzukommen würde einen riesigen Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährung leisten, daher ist ein Fokus darauf erforderlich. Wir können definitiv auch zukünftige Generationen ernähren. Unsere und auch andere Firmen wollen dazu einen großen Beitrag leisten.

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