Venus von Willendorf aus Eierstein
Österreichs dritte Ikone nach Sisi und Maria Theresia - aus Italien
vom 27.04.2022
Die berühmte niederösterreichische Fruchtbarkeitsstatuette wurde aus norditalienischem "Eierstein" (Oolith) geschnitzt, berichtet der Wiener Anthropologe Gerhard Weber im Fachjournal Scientific Reports. Ihre einstigen Besitzer legten demnach vor 30.000 Jahren mit der Venus von Willendorf oder dem Ausgangsmaterial einen langen Fußmarsch zurück. Dann ging die Fruchtbarkeitsstatuette den Steinzeitjägern und -sammlern in der Wachau verloren und wurde erst 1908 wiedergefunden.
Gerhard Weber durchleuchtete die Venus mit seinem Team am Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien in einem hochauflösenden Mikro-Computertomografie-Gerät (MicroCT).
"Wir sahen, dass das Innere ihres einzigartigen Oolith-Materials sehr ungleichmäßig ist", sagt Weber. So wie Kriminologen die Fingerabdrücke von Verdächtigen jenen am Tatort gegenüberstellten, verglichen die Forscher die inneren Gesteinsstrukturen der Venus mit jener von Oolith-Proben aus ganz Europa.
Ihr Material stammt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der Nähe des Ortes Ala unweit des Gardasees in Norditalien.
Demnach hat die Figurine -oder der Steinbrocken, aus dem sie herausgeformt wurde -eine Hunderte Kilometer weite Reise von südlich der Alpen bis zur Donauregion nördlich der Alpen mitgemacht. Diese Wanderung hat wohl viele Jahre oder sogar Generationen gedauert, erklärt Gerhard Weber.