: ANTHROPOLOGIE

Bequeme Menschen der Frühzeit: Statt auf Weitwandern setzten sie auf Regionalität

Vor 12.000 Jahren, nach dem Ende der letzten Eiszeit, hörte das Weitwandern der Menschen in Afrika allmählich auf

JOCHEN STADLER
vom 18.05.2022

Mit dem Ende der "letzten Eiszeit" vor 12.000 Jahren ließen die Menschen in Afrika das Weitwandern bleiben und machten es sich gemütlich, wo sie gerade waren, fand ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung heraus.

Ron Pinhasi vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien ist Spezialist für das Sequenzieren "uralten Erbguts"(ancient DNA). Zusammen mit Mary Prendergast und David Reich von der Harvard Medical School in Boston sequenzierte er DNA von sechs Ostafrikaner*innen, die vor 5.000 bis 18.000 Jahren gelebt hatten.

"Die Proben sind das älteste Erbgut aus Afrika, das bislang sequenziert wurde", erklärt er. Der Vergleich mit der DNA von weiteren 28 menschlichen Überresten vom ganzen Kontinent legte den Forschenden Facetten ihrer Lebensumstände nah.

Bei den sechs Individuen erkannten sie drei alte Herkunftslinien aus weit auseinanderliegenden Regionen: aus Ostasien, Südafrika und den Regenwäldern Zentralafrikas. Demnach wären ihre Vorfahren vorerst weite Strecken gewandert und hätten sich mit verschiedensten anderen Gruppen vermischt, erklären die Forschenden im Fachjournal Nature. Bei milder werdendem Klima vor rund 12.000 Jahren sei jedoch eine "verstärkte Regionalisierung" zu beobachten, erklärt Pinhasi. Die Menschen suchten ihre Partner*innen eher im lokalen Umfeld. Es begann damals eine "große kulturelle Wende mit Perlen, Farbstoffen und symbolischer Kunst, die ganz Afrika durchzog".

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