Zurück zur - ähh?
vom 18.05.2022
Wenn ich früher an "österreichische Natur" dachte, fiel mir immer der liebe Sepp Forcher mit dem "Klingenden Österreich" ein, doch vollkommen zu Unrecht. Denn abgesehen davon, dass unsere austriakischen alpinen Gegenden in den letzten 150 Jahren schon eine wechselvolle identitätspolitische Karriere als "deutsche Berge" und "deutschösterreichische Berge" hinter sich haben, handelt es sich bei den Wiesen, Almen, Tälern, die der wackere Sepp durchstapfte, ja mitnichten um Natur-, sondern um jahrtausendealte Kulturlandschaften, die von Menschenhand gehegt, gepflegt und teilweise auch zerstört wurden. Der Anteil unberührter Natur liegt hierzulande bei unter einem Prozent, und manchmal habe ich das Gefühl, dass sich das vor allem auf meinen Vorgarten bezieht -aber lassen wir das Persönliche weg und steigen hinauf in die Sphären der Geistesaristokratie:
Der alte J.-J. Rousseau hat niemals "Zurück zur Natur!" gefordert, obwohl ihm das bis heute unterstellt wird, weil einem französischen Philosophen, der alle seine Kinder unbarmherzig ins Findelhaus abgeschoben hat, um mehr Zeit für seinen literarischen Kram zu haben, wahrscheinlich so ziemlich alles zuzutrauen ist. Was er uns hingegen sehr wohl nachweislich eingebrockt hat, ist die "volonté générale", das Gemeinwohl, an dem wir seitdem herumbasteln und das immer wieder einmal an der repräsentativen Demokratie vorbei in seinen Zerrbildern als "gesundes Volksempfinden" oder "klassenlose Gesellschaft" vorkommt. Mit der freundlichen Natur des Menschen haben diese diktatorischen Vorstellungen wenig zu tun, nur gibt es schon Beispiele dafür, dass jene, die sich für die Vollstrecker irgendeines selbstangemaßten "Gemeinwillens" halten, einstmals blühende Kulturgegenden in öde Wüsteneien verwandelt haben. Zum Beispiel die Ukraine. Zunächst von Lenin und Stalin durch mutwillige Hungersnöte ihrer Einwohner entledigt, dann von Hitler mit Krieg und Massenmord traktiert und nunmehr von russischen und tschetschenischen Banden "entnazifiziert". Was wird von diesem Gebiet und seinen Menschen nach Putins Verheerungen übrig bleiben? Eher eine Mond-denn eine Kulturlandschaft, steht zu befürchten.
Dann schon lieber sanfte ökologische Rückbauten wie bei uns! Üble Bodenversiegelung weiche idyllischen Wiesen, und in den Aulandschaften möge es quaken und zirpen. Vielleicht bringen uns ja dann auch die Radlrikscha-Konvois das heiß ersehnte Flüssiggas aus den Arabischen Emiraten, das wir so dringend für unsere Feuerzeuge brauchen.