Über das Verhältnis von Politik und Wissenschaft
Beide verstecken sich gelegentlich gern hintereinander, besonders dann, wenn es wie in der Pandemie um schwierige Entscheidungen geht
Wie kommuniziert man Wissenschaft? Es wäre schön, wenn es eine klare, simple Strategie gäbe. Aber die gibt es nicht. Was in dieser Kolumne Platz hat, sind zwei Hinweise, die trivial klingen, aber wichtig sind, und aus denen sich überraschend viel ableiten lässt, wenn man Zeit investiert, um darüber nachzudenken.
Hinweis 1: Die anderen sind nicht immer so blöd, wie man glaubt.
Wissenschaftskommunikation folgt zu oft dem veralteten "Defizitmodell". Das geht davon aus, dass Menschen, die an Wissenschaft nicht interessiert sind oder sie ablehnen, einfach nur zu wenig wissen. Wenn man den Ungebildeten also nur lange genug erklärt, dass sie falsch liegen, dann werden sie ihre Meinung schon ändern. Das ist nicht nur eine etwas herablassende Sicht der Wissenschaft auf die Öffentlichkeit, sondern auch eine Kommunikationsstrategie mit vielen Problemen.
Niemand glaubt ja zum Beispiel an Homöopathie oder daran, dass Mikrochips in Impfungen stecken, weil er oder sie noch nie gehört hätte, dass das Quatsch ist. Ganz im Gegenteil. Man kann durchaus sehr gebildet sein und trotzdem Unsinn über Wissenschaft verbreiten.
Wir alle wissen manche Dinge und andere nicht. Jeder Versuch der Wissenschaftskommunikation sollte das berücksichtigen. Natürlich ist diese immer ein wenig asymmetrisch: Eine Seite weiß mehr als die andere. Aber nur zu einem bestimmten Thema. Wenn die Kommunikation funktionieren soll, muss sie auch partizipativ sein. Man darf nicht nur verkünden, was man selbst zu sagen hat, sondern muss zuhören, was das Gegenüber davon hält. Und nicht überrascht sein, wenn man dann vielleicht auch selbst etwas Neues lernt. Die Zeiten, in denen Wissenschaft gleichsam von der Kanzel herab dem Volk die frohe Kunde der Forschung überbringt, sind vorbei. Und das ist auch gut so.
Hinweis 2: Nett sein! Das kann und soll man sowieso immer so oft wie möglich berücksichtigen. Irgendwann hat die Nettigkeit auch ihre Grenzen. Aber wenn man tatsächlich kommunizieren und nicht nur streiten will: Dann lohnt es sich, wenn man die Sache freundlich angeht.
MEHR VON FLORIAN FREISTETTER: HTTP://SCIENCEBLOGS.DE/ASTRODICTICUM-SIMPLEX