Neunmalklug
Vorschläge, Thesen und Beispiele, die zu mehr Vertrauen der Menschen in die Wissenschaften führen sollen
Ist das Interesse junger Menschen für Wissenschaft essenziell für unsere künftige Prosperität? Im EU-Schnitt sagen 48 Prozent der Befragten Ja, in Österreich nur 27 Prozent. Wenn wir das ändern wollen, sollten wir bei den jungen Menschen ansetzen.
Während so gut wie alle Kinder mit hoher Lernmotivation ihre Schulkarriere beginnen, gelingt der Ausbau dieser günstigen Motivation im Laufe der Sekundarstufe häufig nicht, wie viele empirische Studien belegen. Als mögliche Ursache wird der fehlende "stageenvironment-fit" diskutiert. Also die fehlende Übereinstimmung zwischen Umweltbedingungen und entwicklungsbedingten Bedürfnissen der Jugendlichen. Statt der für sie wichtigen Förderung von Autonomie und Mitbestimmung dominieren oft Regulierung und Leistungskontrolle.
Statt der Vorgabe von Aufgaben, für die es nur eine richtige Lösung gibt, sollten Jugendliche mit Lernaufgaben konfrontiert werden, für die es keine vorgefertigten Lösungen gibt. Sie sollten in (heterogenen) Teams arbeiten und wie in der Wissenschaft Lösungsstrategien entwickeln, prüfen und bei Bedarf auch verwerfen. Dabei sollten sie ihre Stärken und Interessen einbringen und Selbstvertrauen erwerben können.
Als Beispiele dafür könnten Studien aus unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern dienen. Dabei soll der gesamte Forschungsprozess präsentiert und diskutiert werden. Ausgehend von der Forschungsidee bis zu den Studienergebnissen, inklusive von Schwierigkeiten, damit Jugendliche lernen, Rückschläge nicht als Bedrohung, sondern als Lernmöglichkeit zu sehen. Es ist davon auszugehen, dass solche Einblicke in die "Produktion von Wissen" Interesse und Verständnis für Wissenschaft fördern.
Die vor einigen Jahren reformierte Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen hat das Ziel einer evidence-based education. Mit Blick auf die oben angeführte Wissenschaftsfeindlichkeit in Österreich sollten jedoch Kooperation und Austausch zwischen Schulen und Hochschulen verstärkt werden. Beispiele für Forschungsprozesse sollten Schülerinnen und Schülern so häufig wie möglich von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst demonstriert werden. Diese leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zur "Dritten Mission" von Hochschulen, nämlich den Transfer und Wissensaustausch mit der Gesellschaft.